Gegenkritik zur Philosoph-Wolf-Buchkritik.

Tiere wie wir, denn ich bin ein Wolf. Die Gegenkritik zur Philosoph-Wolf-Buchkritik.

Wieso es letztlich immer um Haltung geht und man 30 Exemplare vom Buch "Der Philosoph und der Wolf" verschenken sollte. Wenn schon Religion, dann jene mit dem Wolf.

Roland Voser, 16. September 2018

Der Philosoph und der Wolf. Eine Buchbesprechung.

Da hat mich doch ein ehemaliger Kollege auf Facebook angesprochen und sich bei mir bedankt. Einige Jahre zuvor hatte ich ihm zum Abschied das Buch "Der Philosoph und der Wolf" geschenkt. Er hatte es wohl in diesem Jahr als Ferienlektüre eingepackt, es auch gelesen und offenbar die 1000 Botschaften, die darin enthalten sind, in tiefen Zügen genossen.

Das hat mich sehr gefreut. Ich weiss, wie es ihm ergangen ist. Freude und Trauer, Spass und Ernsthaftigkeit sind in diesem Buch enthalten, dazwischen viele Gefühlsregungen, die vielfach ihre Inspiration in intellektuellen Neuentdeckungen haben. Das Lesen war für mich ein geistiges unter der Dusche stehen und sich von Ideen, Erstaunlichem und Tiefgründigem besprühen zu lassen.

Meine Schlüsselszene war, als der junge Wolf von einem stärkeren Pitpull am Nacken gepackt und damit in die Demutshaltung gezwungen wird. Der Wolf gibt jedoch nur ein tiefes kehliges Knurren von sich, was schlicht nicht zu seiner hoffnungslosen Lage passt und auch nicht seine Wirkung verfehlt. Haltung bewahren. Hoffnung ist Stärke. Sehnsucht ist Kraft. Unglaublich.

Und am Schluss hat es mich, wie selten ein Buch, auch ungewohnt traurig gemacht. Aber nicht hoffnungslos und leer, sondern zuversichtlich und ruhig, die Kapitel reflektierend und gefühlt tief erkenntnisreich.

Verständlich oder auch nicht, dass die Menschen das heute wieder in die Schweiz eingewanderte Tier fürchten und ein Anti-Dispositiv aufgezogen haben.

Ich hatte vom Wolf und seinem Philosophen irgendwann 2009 gehört. Ich glaube, es war ein Beitrag im Fernsehen anlässlich des Erscheinens der deutschen Ausgabe, und ich habe das Buch dann irgendwo erstanden. Oder Texte in der welt.de, faz.net oder im spiegel.de haben mich damals dazu bewogen, dieses Buch zu lesen.

Einer Katharina Rutschky von der faz hatte ich sogar - in der Juni-Nacht meines Geburtstages als 47-Jähriger notabene (wie ich einer Mail entnehme) - noch höflich mitgeteilt, dass ich ihren Artikel zwar respektiere, aber nicht wirklich damit einverstanden war.

Sehr geehrte Frau Rutschky - Besten Dank für Ihren Artikel “Wege zum Wolf in uns”. Ihren Kontrapunkt habe ich als erfrischend empfunden. Meines Erachtens haben Sie die Essenz des Buches und seiner Erkenntnisse jedoch nicht wirklich wahrgenommen oder zumindest in Ihrem Artikel nicht wider gegeben. Zugegeben gibt Mark Rowlands ein etwas ungewohntes Machobild eines Philosophen ab, welches wohl schlecht mit den traditionellen Vorstellungen europäischer Intellektueller übereinstimmt. Entledigt man sich solcher Vorurteile, öffnet sich einem letztlich ein Spannungsbogen, welcher nicht mehr und nicht weniger die ganzen menschlich-moralischen Grundwerte der letzten 2000 Jahre - zu recht meine ich - in Frage stellt. Ich sehe auch nichts Verwerfliches darin, wenn dazu dem Leser der Zugang mit der rührenden Philosophen-Wolf Geschichte vereinfacht wird. Die wahren Widersprüche unseres Tuns und Seins überwiegen solche möglicherweise Unzulänglichkeiten bei Weitem. Und diese klar dargelegten Erkenntnisse haben mich an diesem Buch wirklich überwältigt. Ich wünsche Ihnen eine gute Zeit und grüsse Sie herzlich aus der Schweiz. Roland Voser

Natürlich habe ich von ihr nichts gehört, aber interessant ist, dass ich beim nochmaligen Stöbern im Netz eine Buchrezension von einer Natascha gefunden habe, welche das Buch offenbar auch nicht wirklich angesprochen hat. Ob hier nun weiblicher (oder männlicher) Chauvinismus im Spiel ist, sei dahin gestellt. Aber dieses Buch wurde meines Erachtens sowieso für Männer ab 40 geschrieben.

Im üblichen Katze-Hund-Schema wird der Wolf zum Störenfried. Weil angenommen überlegen, vordergründig unberechenbar, oft unbequem, seinen Prinzipien folgend, von Smalltalk gelangweilt, bei Interesse durchaus charmant und kommunikativ, manchmal Einzelgänger, aber immer mit ganzer Kraft für sein Rudel präsent. Wie auch immer. Etwas angegraute Schläfen sind Voraussetzung für einen leichteren Zugang zu diesem Stoff. Und das ist auch gut so. Muss ja nicht jeder oder jede alles mögen.

Das Buch hat mich derart angesprochen, dass ich ins Auge gefasst hatte, das Folgewerk “Animals Like Us” ins Deutsche übersetzen zu lassen und im deutschsprachigem Raum herauszubringen. Ich habe heute noch den Mailverkehr mit Mark Rowlands vor mir. Jedenfalls empfehle ich diesen Philosophen jedem jungen Wolf, der die Leitkultur in einem Wolfsrudel besser verstehen will.

Das Leben hatte im Herbst 2009 etwas anderes mit mir vor. Der Beruf nahm mich zu sehr in Anspruch. Aber ich habe 30 Bücher vom Philosophen und seinem Wolf gekauft und vielen meiner damaligen Freunden und Kollegen verschenkt, die mir in irgendeiner Form etwas bedeuteten und viele davon wohl auch heute noch tun. So wie der Eingangs erwähnte Kollege.

Ich weiss jetzt gar nicht, ob ich diesem Buch damit gerecht worden bin. Von Mark Rowlands und seinem Wolf gehört aber bestimmt etwas in meinen realen Blog, dem Leben.

Denn ich bin ein Wolf.

P.S. Auf Facebook bin ich nur selten anzutreffen. Nach einer kurzen Rückkehr suche ich derzeit andere virtuelle soziale Reviere auf.

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(c) 2018: Caroggio, Malcantone, Kanton Tessin, Schweiz. Foto: Roland Voser

 

Seit 2018 Chief Editor, Mitbegründer, Verwaltungsrat und Teilhaber von smartmyway, Autor, Coach, Mentor und Berater. Vorher als Geschäftsführer von Media Markt E-Commerce AG, Media Markt Basel AG, Microspot AG sowie in den Geschäftsleitungen von Interdiscount AG und NCR (Schweiz) AG tätig.

Experte für Digitalisierung, Digital-Business, Handel, Sales & Marketing, E-Commerce, Strategie, Geschäftsentwicklung, Transformationen, Turn Around, Innovation, Coaching, erneuerbare Energien, Medien, Professional Services, Category Management, Supply Chain Management