Thierry Burkart und die anderen.
“Genderstern verbieten, SRG-Gebühren halbieren und Burkart wiederwählen? So lief das Aargauer Ständeratspodium” - Eidgenössische Wahlen 2023 - eine Wahlempfehlung - AZ, 21.9.2023
Roland Voser, 21.9.2023
Die Aargauer Zeitung und Radio Argovia (im ersten Teil mit Radio SRF 4 News) machten in der Tat einen guten Job: Die knapp 2-stündige Wahlsendung aus dem Stapferhaus in Lenzburg stellte die 7 Ständeratskandidatinnen und -kandidaten der etablierten Parteien in eingängiger Form vor und war in jedem Fall äusserst informativ.
Um es vorweg zu nehmen: Thierry Burkart spielt in einer eigenen Liga. Souverän, sympathisch, kompetent, zurückhaltend, humorvoll zeichnen seine Art und Weise des Politisierens aus. Der Kanton Aargau kann sehr zufrieden sein, ihn als Ständeratskandidaten zu haben.
Nach der Podiumsdiskussion erachte ich die Kombination von Marianne Binder (Mitte, CVP) und Thierry Burkart als perfekt und bestmögliche Standesvertretung für den Energiekanton Aargau in Bern und hoffe, dass dies gelingen wird.
Polemischer und damit bedingt konstruktiv wäre es mit Benjamin Giezendanner (SVP) und Gabriela Suter (SP) - ein Punkt, der mich am heutigen Politbetrieb am meisten stört und somit beide keine Option für die anstehenden Herausforderungen unserer Zeit sind. Eigentlich hatte ich auch Barbara Portmann (GLP) in der engeren Auswahl, aber sie stellt zu pauschale Behauptungen betreffend der langen Umsetzungsdauer neuer AKW in den Raum was ich als kontraproduktiv erachte. Irène Kälin (Grüne) kann ich ihre Selbstdarstellung auf der Reise in die Ukraine nicht verzeihen, und Lilian Studer (EVP) vertritt für mich ein letztlich zu fundamentalistisches Gedankengut.
Es lohnt sich, diese Sendung nachzuverfolgen: Sie gibt nicht nur Klärung über einzelne Köpfe, sondern auch die Argumentation ihrer Parteien. Am Ende der Sendung habe ich jedenfalls für mich Klarheit für die bevorstehenden Wahlen am 22. Oktober 2023 gefunden.
Im Podium wurden die Themen Klimapolitik & Energie, Migration & Asylpolitik, Gesundheit & Krankenkassen sowie Genderfragen & Wokeness behandelt. Entscheidend für Frieden, Wohlstand und Zukunft der Schweiz und somit an erster Stelle steht zweifellos die Energieversorgung. Daher im Folgenden dazu die wesentlichen Aussagen von Thierry Burkart.
Die anderen Themen waren für mich auch aufschlussreich. Da wurde rasch klar, wen oder welche Partei ich nicht wählen werde.
Nun, Burkart benennt für den Energiebereich zwei Herausforderungen: Erreichen der Klimaneutralität bis 2050 sowie die Sicherstellung der Stromversorgungssicherheit.
Die aktuelle Energiestrategie 2050 beinhaltet Fehlannahmen, die nun korrigiert werden müssen:
1. Im Jahr 2050 benötigte die Schweiz 50% mehr Strom und nicht etwa weniger!
Falsch ist, dass die Schweiz zukünftig nicht mehr Strom verbraucht - richtig ist, dass die Schweiz gemäss ETH im Jahr 2050 rund 90 Terrawatt Strom benötigt, also 30 Terrawatt mehr als die heutigen 60 Terrawatt! Die verfügbaren Energien reichen hierfür sicher nicht.
2. Der Stromimport ist nicht gesichert, die Schweiz muss selbst substantiell mehr produzieren!
Falsch ist, dass die Schweiz defacto unbegrenzt Strom importieren kann. Dies funktioniert sowohl technisch aufgrund der Netze und politisch aufgrund der europaweit veränderten Nachfrage nicht. Deutschland ist neu nicht mehr Stromexporteur, sondern Importeur. Die Schweiz ist gut beraten, wenn sie selbst Strom produziert und damit zwingend ihren Handlungsspielraum offen hält. Die Schweiz benötigt von allen Energieträgern schlicht massiv mehr. Richtungsdiskussionen sind fehl am Platz und verkennen den Ernst der Situation.
3. Gaskraftwerke sind verantwortungslose Klimazerstörer, Kernkraftwerke das deutlich kleinere und klimaneutrale Übel!
Falsch ist es, dass für den Fall einer Stromlücke Gaskraftwerke gebaut werden sollen, weil Gaskraftwerke nicht klimaneutral sind. Der Bundesrat hat nun in Birr trotzdem ein erstes Gaskraftwerk gebaut, das notabene 70’000 Liter Öl pro Stunde verbrennt, damit können also rund 30 Einfamilienhäuser während eines Jahres geheizt werden (Verbrauch EFH 2000-2500 Liter pro Jahr, mehr dazu hier)! Ein derart verantwortungsloser Unsinn muss einem zuerst einmal einfallen. Das ist ein klarer Widerspruch zur Klimaneutralität. Gleichzeitig erfolgt mit diesen Kraftwerken eine Abhängigkeit von Autokratien wie Katar oder Russland. Aus diesem Grund müssen zumindest die bestehenden Kernkraftwerke länger betrieben werden. Dazu sind Investitionen in ihre Sicherheit erforderlich, was eine Veränderung der Rahmenbedingungen erfordert. Auch neue AKW oder zumindest Technologieoffenheit muss gefördert werden.
4. Konzeptlose PV-Anbauschlachten im Mittelland lösen das Winterstromproblem nicht!
Die Schweiz hat ein Winterstromproblem. PV-Anlagen auf Hausdächern im Mittelland liefern zuwenig Winterstrom. Daher sind PV-Anlagen im alpinen Vorgelände nötig, die aber - wie alle Grossprojekte - aufgrund von Einsprachen stark verzögert oder wie im Wallis bereits wieder vom Tisch sind.
(hier füge ich an: Eine dezentrale Stromproduktion mit tageweiser Batteriespeicherung im Mittelland am Ort des Verbrauches leistet in der Schweiz einen entscheidenden Beitrag zur Entlastung der europaweit an die Limite gelangten Stromnetze, die im Gegenzug dringend für den prognostizierten Stromzuwachs benötigt werden)
5. Alle Projekte dauern viel zu lange, wir müssen daher alle unsere Möglichkeiten vorwärts bringen und nicht alles auf eine Karte setzen.
Die Schweiz läuft Gefahr, eine Moratoriumsschweiz zu werden: Nach 20 Jahren ist die Grimselstaumauer immer noch nicht gebaut, und für 6 Windräder in Sainte-Croix waren 25 Jahren nötig. Für den Ersatz eines AKWs werden 1000 Windräder benötigt! Das ist die Realität in der Schweiz mit der Energiesicherheit und den dazu nötigen Ausbauprojekten. Möglicherweise sind einzelne Grosskraftwerke im Kanton Aargau einfacher zu bauen als 1000 Windräder im Wallis.
Aus diesem Grund vertritt Burkart folgerichtig die Auffassung, dass die Schweiz aufgrund der aktuellen Situation schlicht alle Energieträger zubauen muss, die möglich sind. Nur so ist Energiesicherheit und Klimaneutralität zu erreichen.
Wenn Burkart nun seine Fraktionskollegen noch auf Kurs bringt, scheint mir die FDP-Liste die richtige Wahl zu sein, weil Burkart eine klare und schlüssige Linie in der Politik verfolgt, die zum Vorteil der Schweiz und ihrer Menschen ist. Die Liste werde ich möglicherweise mit einzelnen Politikerinnen und Politikern aus anderen Parteien ergänzen (um alle herauszustreichen, die abweichendes Stimmverhalten aufweisen).
Die Zeit für Fantastereien und Experimente ist durch. Es benötigt jetzt die fähigsten Köpfe in Bern. Burkart und Minder gehören dazu.
Seit 2018 Chief Editor, Mitbegründer, Verwaltungsrat und Teilhaber von smartmyway, Autor, Coach, Mentor und Berater. Vorher als Geschäftsführer von Media Markt E-Commerce AG, Media Markt Basel AG, Microspot AG sowie in den Geschäftsleitungen von Interdiscount AG und NCR (Schweiz) AG tätig.
Experte für Digitalisierung, Agile SW-Entwicklung, Digital-Business, Handel, Sales & Marketing, E-Commerce, Strategie, Geschäftsentwicklung, Transformationen, Turn Around, Innovation, Coaching, erneuerbare Energien, Medien, Professional Services, Category Management, Supply Chain Management