Wieso die Bücher von Kathrin Rüegg?

Bücher aus dem letzten Jahrhundert neu verlegen? Was bewegt einen Aargauer Kleinverlag dazu, die Bücher von Kathrin Rüegg wiederzuveröffentlichen?

Der im Jahr 2018 gegründeter Verlag smartmyway erwirbt die Rechte am Werk von Kathrin Rüegg und veröffentlicht ihre Tessiner Tagebücher neu. Die Frage steht im Raum: Wieso kümmert sich ein Verlag um eine Autorin, die ihre grossen Erfolge vor allem bis in die 90iger-Jahre gefeiert hat? Der vorliegende Text gibt dazu Antworten. Gerne als Beilage einige Fotos von schönen Küchenwerken - wo nicht anders erwähnt von Maurizio Vogrig gekocht, Roland Voser hat fotografiert. Sie sollen passend zu Kathrins Kochsendungen zeigen, was wir bei all den theoretischen Gedanken praktisch unter Mehrwert schaffen verstehen. Nämlich nicht nur lustlos Gekochtes, sondern erlebnisreiche Köstlichkeiten für Intellekt und Gaumen.

Roland Voser, 26. Juli 2023

Inhalt.

 

Zwischen Nostalgie und Moderne.

Mit dem Herz auf dem rechten Fleck.

Jene, die im letzten Jahrtausend im deutschen Sprachraum aufgewachsen sind, werden Sie höchstwahrscheinlich noch kennen: Kathrin Rüegg, die Wahltessinerin, Aussteigerin, Bio-Bäuerin, Schriftstellerin, TV-Köchin, die Macherin mit dem Herzen auf dem rechten Fleck für Menschen, Tiere und die Natur, für Neues und für Altes. 

Die Älteren denken oft etwas wehmütig, aber stets gerne an sie zurück. Für manche war sie tatsächlich eine Freundin auf Distanz. Sie war eine Seelenverwandte, die ihre Gemeinsamkeiten mit den Leserinnen und Lesern in der Sehnsucht nach dem einfachen Leben teilten. Einem Leben, das für das Eigene erstrebenswert, wenn auch nicht in greifbarer Nähe und doch nicht zu weit weg war. Ein Leben, das vielleicht auch nur ein schöner Traum bleiben durfte, weil die Nähe dazu bereits genügte.

Foto: Enterçote Café de Paris mit Kartoffelgratin.

Hoffnungslos altmodisch ist dennoch anders.

Die Jüngeren werden sie als Vertreterin einer heilen Welt in Erinnerung haben, die sie in der Regel mehr kritisierten als bewunderten, die sie hinterfragten, als sie zu übernehmen oder die sie einfach ignorierten, weil alles damit Zusammenhängende anfangs der Nullerjahre heillos aus der Mode gekommen war.

Dazwischen bewegten wir uns auch. Wir, die Verleger, hatten als Teenager ihre Bücher von der Mutter erhalten und recht interessiert gelesen, auch damit die Liebe zum Tessin entdeckt, später in einem Filmprojekt sogar persönlichen Kontakt mit Kathrin gehabt und 2019 entschieden, die Rechte an ihrer Kleinen Welt im Tessin zu erwerben und im Anschluss die Tagebücher zu veröffentlichen. Was waren die Beweggründe dazu?

Foto: Blühende Kapuzinerkresse bei unserem Schreibatelier im Tessin.

 

Erstens wollen wir Konstruktives verbreiten.

Nostalgie für Ewiggestrige?

So oft werden wir offen und versteckt gefragt, wie wir auf die Idee gekommen sind, die Bücher von Kathrin Rüegg wieder herauszugeben. Wieso wir glaubten, dass fast 50 Jahre später noch jemand Interesse an diesem langsamen Stoff aus der viel zu heilen Welt im Tessin in unserer hektischen Zeit haben könnte oder haben sollte. 

Zu unaufgeregt war doch diese kleine Welt, als dass man mit ihr wieder solidarisch werden möchte. Die 90iger-Jahre hatten die Wiedervereinigung Deutschland gebracht, der kalte Krieg war zu Ende, alles war möglich - wo hatte da das einfache, oft harte Leben in diesem Millenniumsgefühl noch seinen Platz - als bei nostalgischen Senioren, den Ewiggestrigen quasi?

Foto: Lasagne.

Nachrichten sind mehrheitlich schlecht oder überkandidelt.

Nein, langweilig wird es uns mit den heutigen Geschichten, die eigentlich ausschliesslich von Schlechtem handeln. Durchsichtig komponiert und so aufgerissen, dass wir sie unbedingt lesen sollten. Oft derart schlecht gemacht, dass auch den Lesern die schlechte Qualität nicht verborgen bleibt. Wie kann man bloss derart respektlos seine Leser behandeln und sie nicht nur für dumm verkaufen, sondern ihnen dies auf diese Weise auch mehr oder weniger offen mitzuteilen? 

Diese Storys sind rasch erzählt, meist nur bruchstückhaft und oberflächlich präsentiert, sodass wir den Inhalt nicht ordentlich beurteilen und uns ein ausgewogenes Bild machen könnten. Sie berichten von Dingen, die uns in der Regel nicht betreffen und wenn, dann geht nächstes die Welt unter, und zudem sind wir dem allem machtlos ausgeliefert. Sie manipulieren uns nach Lust und Laune, und wir schauen trotzdem immer wieder rein, in die Seiten von Blick, 20 Minuten und wie sie alle heissen.

Foto: Birchermüesli in Portionengläser vorbereitet und im Kühlschrank zum Genuss bereit

Unzufrieden zum nächsten Artikel.

Dazu lassen sie uns am Ende ratlos, unsicher und immer leicht genervt zurück. Sie bringen uns dazu, gerade desshalb den nächsten Artikel anzuschauen. Es hat also System, unser Verhalten, die Klicks, sind gefragt, nicht unsere Beiträge. Die zahlreichen Kommentare in den digitalen Zeitungsspalten sprechen Bände davon. Die Menschen gehen sich dort virtuell in die Haare und werden damit unglücklich. Dabei hätten sie der Welt durchaus etwas zu sagen, aber ihre Stimmen gehen in der Vielzahl unter. Ihre Kommentare sind zuletzt, ganz zuunterst beim Artikel platziert, manchmal findet man sie auch nicht oder die Kommentarfunktion ist ausgeschaltet. Ein paar Empfehlungen sind der Lohn für die meist von der Seele geschriebenen eigenen Meinung.

Irgendwann blenden wir schlechte Nachrichten und diese Berichterstattung einfach aus. Apolitisches Verhalten nennen die Fädenzieher das dann. Nur - wieso sollen wir unsere Lebenszeit auch mit Dingen verbringen, die ein relativ kleiner Haufen elitärer Menschen veranstalten und Normalsterblichen bloss Statistenrollen zuordnen? Vor allem, wenn es sich dabei um Journalisten und Journalistinnen und Politikerinnen und Politiker handelt, diese selbsternannten Moralapostel unserer Zeit?

Foto: Fettuccine con panna, serviert im Restaurant Oberstadt in Lenzburg.

Gespieltes Engagement beleidigt jeden normalen Menschen.

Das Gegenteil von Böse findet in den Business-Netzwerken statt. Da wird jedes noch so unwichtige Diplömchen von den Teilnehmenden gepostet und sogleich von der Community als grossartige Leistung anerkennend aufgenommen. Etwa so, wie wir damals als Kinder nach Hause gekommen sind und schon bei der Türe laut die tolle Note aus der letzten Klausur verkündet haben.

Alle kommentieren jeden noch so uninspirierten Beitrag ihres Arbeitgebers oder ihres Chefs oft regelrecht affig, auf jeden Fall unermüdlich und enthusiastisch. Viele erfinden sogar irgendwelche Stories, worin sie eine unglaublich bewegende Begegnung erlebt, dabei wahnsinnig viel gelernt haben und das Gelernte selbstlos mit dem Publikum teilen. 

Dieser “liebe” Überpositivmus ist schwer verdaulich, weil er unecht ist: Man erheischt Anerkennung in Form von Likes. Weil das Ganze zu oft Fake einer Kompanie extrovertierter Überengagierter oder Introvertierter ist, die sich dazu nötigen lassen. Die Vielfältigkeit wird in der Tat zur Einfältigkeit. Wenn praktiziert von Akademikerinnen und Akademikern wirkt es peinlich und naiv, denn die Doktoren und Doktoressas verhalten sich wie unbeholfene Studenten, damals an ihren Unis. Dennoch folgen sie damit klaren Konventionen, an die sich die Teilnehmenden halten müssen, wenn sie Teil dieser Businesswelt sein wollen. 

Foto: Gelée weisse Heidelbeeren und Stachelbeeren.

Auch die virtuelle Welt kann töten.

Andernfalls werden sie unberechenbar und sind plötzlich nicht mehr Teil dieser Bubble. Sie werden nicht mehr geliked oder kommentiert und damit ignoriert. Social Media ist diesbezüglich grauenhaft, weil es so die Menschen virtuell tötet und sie im realen Leben sehr unglücklich macht. Linkedin ist diesbezüglich nicht besser als Instagram mit seinen vielen unglücklichen Teenagern, die nicht dem gewünschten Schönheitsideal entsprechen und dann nicht mehr weiter wissen. Bei Linkedin sind es erwachsene Menschen, die im Gruppendruck diesen dummen Tanz ums goldene Kalb der Likes aus der Business-Welt jeden Tag aufs Neue mitmachen.

Foto: Geburtstagsmandelkuchen mit Zuckerguss.

Wenn Minister weder Ausbildung noch Erfahrung haben.

Doch ist das alles verwunderlich? Oder haben im Jahr 2023 nicht bereits Idiotinnen und Idioten in den höchsten Regierungsämtern Einsitz genommen? Wer will etwas anderes angesichts der völlig sinnbefreiten und komplett unfähigen deutschen Ampelregierung behaupten? Wie ein Land kaputt gemacht werden kann, dafür steht heute der Nachbar im Norden der Schweiz. Es gibt nur noch zu denken, wenn Schweizer Politikerinnen und Politiker es ihm gleich machen wollen. Also auch hier: Ignorieren oder verrückt werden?

Es fällt auf, wie gestandene Persönlichkeiten selbst die einfachsten und seit Jahren bekannten Zusammenhänge dem Publikum wie Kindergärtnerinnen ruhig und langsam erklären. So, dass es sicher alle verstehen und so, als hätten die Menschen von Nichts mehr eine Ahnung. Die Klimajugend wird diese unter Erwachsenen etwas dümmliche Erklärungsart mit ihrer grenzenlosen Naivität verursacht haben.

Foto: Carne Secca zur Vesper.

Es muss nicht nur positiv sein, sondern konstruktiv.

Einfach nur positiv gibt keine Orientierung. Es muss konstruktiv sein. Der Unterschied besteht darin, dass “konstruktiv” vormacht, wie etwas gut wird. Nicht bloss, was an sich positiv ist. Natürlich ist die schöne Blume auch schon ein Erlebnis, doch der Unterschied ist vital, denn er macht das Hilfreiche, das Konstruktive aus. Rezepte sind der konstruktive Plan, Mehrwert zu schaffen.

Wir denken, dass die Geschichte von Kathrin Rüegg gut ist, weil sie vormacht, wie Veränderung konstruktiv passiert. Sie teilt ihre Erfahrungen mit uns, ihren Lesern. Wir glauben, dass der Welt heute Orientierung fehlt. Sie ist voller Behauptungen, die nicht geprüft sind und die Menschen verwirren, verärgern und ratlos machen. Kathrin Rüegg gab in ihrer Zeit vielen Menschen Halt und Orientierung. Das tut sie heute noch. Ihre Bücher bieten dazu einen einfachen Zugang. Diesen Zugang wollen wir wieder und weiter bieten. Es gäbe vielen die Chance, mal das Ganze von einer anderen Seite zu betrachten und möglicherweise selbst neu zu starten.

Foto: Weihnachtsbäckerei mit Himbeer- und Aprikosen-Spitzbuben.

 

Zweitens ist kluge Unkonventionalität unser Anliegen.

Destruktive Agitation lehnen wir ab.

Wir sagen es direkt: Wir haben mit Klimaklebern nichts am Hut, weil sie destruktiv und dumm agieren. Weil sie keine Ahnung haben, was sie eigentlich tun, sich fernsteuern und sich dafür bezahlen lassen.

Wir suchen nicht Unkonventionelles, um die Menschen zu verstören, zu nerven oder vor den Kopf zu stossen, weil wir ihnen unsere Botschaft in den Kopf hämmern wollen. 

Wir finden Unkonventionelles auch als Selbstzweck fragwürdig: Also wenn das Schaffen von Unkonventionellem reicht, das Resultat an sich aber keinen Wert mehr hat und damit unwesentlich ist. 

Foto: Pizza.

Der Unterschied liegt im Lernen für Besseres.

Eine unkonventionelle Zubereitungsart eines Gemüses wäre beispielsweise, es verrotten zu lassen und dies zum Selbstzweck immer wieder zu tun. Möglicherweise ist dieser Vorgang für einige spannend, das Resultat mit Sicherheit aber ungeniessbar. Diese Art der Beschäftigung und Selbstverwirklichung suchen wir nicht und finden sie auch nicht erstrebenswert. 

Würde aber das Gemüse an den Punkt der Ungeniessbarkeit herangeführt und rechtzeitig gestoppt, könnte daraus möglicherweise eine hervorragende Speise gekocht werden. In diesem Fall erachten wir den Vorgang als sehr wertvoll, denn daraus lernen wir und können uns weiter verbessern.

Foto: Ein wunderbarer Offener im Ristorante Conti in Zürich.

Querdenker sind keine Staatsfeinde, sondern Innovatoren.

Kluge Unkonventionalität bedeutet für uns querzudenken und bestehende Muster zu durchbrechen, um damit auf bessere Lösungen zu kommen und so Mehrwert zum Heute zu schaffen.

Entscheidend ist aber die Umsetzung solcher neuen Ideen. Erst mit ihrem Erfolg oder Misserfolg wird klar, was funktioniert hat oder was verändert und damit verbessert werden muss. Denken - Reden - Machen - Verbessern, sind Phasen, die Unternehmerinnen und Unternehmer wiederholt bis zum nachhaltigen Erfolg durchlaufen. 

“Gut” meint hier gut genug, sodass andere Vorhaben darauf aufsetzen können. Sie schaffen damit ein stabiles Fundament. Nicht mehr, nicht weniger. Nicht in Schönheit sterben, nicht mit Halbheiten scheitern. Nicht weiter wachsen können. Vielmehr quantitativ und dann je länger je mehr qualitativ wachsen können. Wachsen im Sinne von Verbessern. Nicht im Sinne von Anhäufen. So entsteht nachhaltiger Mehrwert.

Foto: Hacktätschli von Timon gekocht und in der Spedition Baden serviert.

Der Mehrwert mit seinem Erfolg beweisen.

Wir denken, dass Kathrin Rüegg in diesem Sinne eine erfolgreiche Unternehmerin war. Sie baute in Basel aufgrund einer einfachen Idee mit der Bottenwaage ein erfolgreiches Innendekorationsgeschäft auf. Trotzdem fasste sie den Entschluss zu einem Neuanfang im Tessin, um dort ein neues Unternehmen in ihrem Monte Valdo zu wagen, weil ihr Leben in Basel zu eng und zu hektisch wurde.

Foto: Mega-Calzone.

Am Anfang stand ein Misserfolg. 

Sie musste ihre Idee einer Feriensiedlung im wunderbaren Monte Valdo aufgeben und damit umgehen, dass ihr Neustart im Tessin mit 41 Jahren äusserst beschwerlich und gescheitert war. Sie hat den Totalausfall ihres Vermögens aus dem Verkauf der Bottenwaage aufgrund des Konkurses einer Basler Privatbank überwinden müssen, hat nicht aufgegeben, hat mit dem Schreiben begonnen und mit ihren Büchern über die nächsten 10 Jahre Hundertausende von Büchern verkauft und damit ein äusserst treues Stammpublikum gefunden. 

Foto: Eingefrorene Mandarinenstücke zum Dessert.

Kathrin Rüegg hat am laufenden Band neuen Mehrwert geschaffen.

Kathrin Rüegg hat in Gerra ein Haus renoviert, mit der Schafzucht begonnen, Wolle verkauft, ein Lädeli aufgebaut, Tiere gepflegt, jungen schwierigen Menschen ein Zuhause gegeben und Perspektiven aufgezeigt, Kurse gegeben, selbst viel gelernt und weitergegeben. Sie hat mit Werner O. Feisst einen Freund gefunden, die beiden haben sich perfekt ergänzt und haben weit über 350 Kochsendungen beim SWF/SWR produziert die ein Millionenpublikum und während über 20 Jahren die wohl erfolgreichste Kochsendung des deutschen Fernsehens wurde. Sie hat sich mit ihrer Krankheit abgefunden und nie ihren Humor verloren.  

Foto: Kapuzinerkresse sind eine schöne und schmeckende Zugabe im Salat.

Dank ihrer Bodenständigkeit hat ihr Erfolg den Menschen keine Angst gemacht.

Kathrin Rüegg hat ihre Bodenhaftung nie verloren. Möglicherweise war ihre Ungeduld manchmal spürbar, denn sie war eine Macherin. Dennoch hat sie sich oft in die Dunkelheit des Studios zurückgezogen und einfach beobachtet. Sie hat den Menschen Chancen gegeben und sie an den Vorhaben teilhaben lassen. Sie hat eine Nähe geschaffen, die die Sache ins Zentrum rückte und alle Beteiligten zu Verbündeten machten. 

Die Vollblut-Unternehmerin hat den Tatbeweis mit Erfolgsnachweis wie selten jemand erbracht. Sie hat die Menschen an ihrem Erfolg teilhaben lassen. Sie war eine bodenständige Unternehmerin mit Herz und Verstand. Wir denken, dass diese Vorbilder heute fehlen oder nicht mehr präsent sind. Wir sind davon überzeugt, dass solche Menschen eine Stimme in der Gesellschaft haben müssen, weil sie den Menschen Wohlstand und Zufriedenheit bringen.

Foto: Ein Cantucci.

 

Drittens sollen die richtigen Innovatoren und Nonkonformisten respektiert sein.

Zuerst ignorieren sie dich.

„Und, liebe Freunde, in dieser Geschichte findet ihr die Historie unserer gesamten Bewegung wieder: Zuerst ignorieren sie dich. Dann machen sie dich lächerlich. Dann greifen sie dich an und wollen dich verbrennen. Und dann errichten sie dir Denkmäler. Und das ist genau das, was den vereinigten Arbeitern der Bekleidungsindustrie Amerikas passieren wird.“ Nicholas Klein in seiner Rede auf dem Gewerkschaftstag 1918.

Mit “sie” meinte Klein die damaligen Eliten und ihren Umgang mit Minderheiten oder Nicht-Etablierten. Dieses Schicksal teilen Innovatoren, obwohl sie letztlich mit ihrem Wirken Fortschritt und Verbesserung für alle ermöglichen und dies in der Regel auf eigenes Risiko mit eigenen Mitteln tun.

Foto: Croissants aus dem Lädeli in Cademario.

Minderheiten werden durch Ausgrenzung geschaffen.

Die Konventionen der Mehrheit benachteiligen ihre Minderheiten. Minderheiten müssen sich erklären oder besser “outen”, wieso sie “anders” als die Norm sind und nicht den Konventionen folgen. Ungenormte haben ein schwieriges Los und werden es wohl nie in die Inner Circles der Macht schaffen, ausser sie übernehmen gleich die Gesamtleitung.

Für Innovatoren verhält es sich gleich. Sie sind eine Minderheit und passen nicht ins bestehende Schema, weil sie oft gerade dieses in Frage stellen. Dies bedeutet für die Etablierten wiederum, dass sie und ihr Einflussbereich latent zur Disposition stehen. Daher werden sie kritisch jeder Veränderung gegenüber stehen und diese möglicherweise ignorieren, belachen oder bekämpfen. Sie betreiben damit aktive Ausgrenzung, indem sie Innovatoren, die nicht unter ihrer Kontrolle stehen, und ihr Werk ausgrenzen.

Foto: Hausgemachtes Sorbet, serviert im Restaurant Essenz in Brugg.

Die Lautesten werden gehört.

Selbst als Minderheit kann man sich Gehör verschaffen, wenn man genügend laut ist und die richtige Lobby im Rücken hat. Wir beobachten diese Tatsache in unserer Gesellschaft, am offensichtlichsten in der Politik. Minderheiten setzen ihre Interessen durch, indem sie die anderen von ihren Anliegen überzeugen und damit eine Mehrheit schaffen.

Innovatoren agieren hier selbstloser. Es geht um mehr die Sache und weniger um Interessen. So schätzen wir wahre Unternehmer ein. Dazu gehörte zweifellos auch Kathrin Rüegg. Aus unserer Sicht fehlte Kathrin Rüegg jedoch die Unterstützung der Offiziellen des Kantons Tessin. Hier haben die damaligen Verantwortlichen grosse Chancen im Tourismus und im Kulturerbe verpasst.

Kathrin Rüegg wird bis heute von den Etablierten ignoriert.

Bezeichnenderweise war Kathrin Rüegg nicht Teil der rein männlichen Diskussionsrunde in der Sendung vom Tessiner Fernsehen aus dem Jahre 1996 zum Thema Kathrin Rüegg. Dies ist Ausdruck davon, dass die etablierte Männerrunde offenbar die Innovatorin nicht mit am Tisch haben wollte.

Kathrin Rüegg wird auch heute noch zu unrecht auf ihre Grossmutter-Rolle und ihre Geschichten aus einer heilen Welt reduziert.

Dabei hat sie - einem Emil ähnlich - einen sympathischen Kulturexport realisiert, der selbst heute noch seinesgleichen sucht. Zusammen mit Werner O. Feisst hat sie eine regionale Völkerverständigung zwischen dem Tessin, der Deutschschweiz und insbesondere den südlichen Bundesländern Deutschlands praktiziert, die einzigartig war.

Wir finden, dass es angebracht ist, dass Kathrin Rüeggs Werk adäquat und gerade auch im Tessin anerkannt wird. Dass sie selbst als erfolgreiche Unternehmerin gewürdigt wird und sie so als Vorbild für junge Unternehmerinnen dienen kann, denn dieses Vorbilder sind Mangelware. Wir leisten unseren Beitrag, indem wir Ihr Werk, sowie verfügbar, wieder veröffentlichen und in weitere Sprachen übersetzen und junge Unternehmerinnen und Unternehmer in ihrer Entwicklung unterstützen.

Foto: Kartoffel mit Zwiebeln, gekocht auf dem Aussengrill.

 

Schlussfolgerungen und Positionierung Kathrin Rüegg.

Kathrin Rüegg ist in diesen Zeiten ein gutes Vorbild für junge, unternehmerisch denkende Menschen.

Kathrin Rüegg steht für konstruktive Veränderung hin zum Guten. Sie teilt in ihren Tagebüchern ihre Lebenserfahrung und gibt nachvollziehbar Orientierung auf zwei Ebenen: Sowohl mit dem Neustart ihres Lebens wie auch mit ihren vielen praktischen Vorhaben zeigt sie eingängig auf, was dabei die Herausforderungen für sie als Mensch und als Unternehmerin waren und wie sie diese gemeistert hat.

Kathrin Rüegg steht für eine erfolgreiche Unternehmerin, die den Tatbeweis angetreten ist und den Erfolgsnachweis mit ihren Vorhaben geliefert hat. Sie tat dies sozial verträglich und hat ihr Umfeld partizipieren und mitwachsen lassen. Ihre Vorhaben waren ökologisch tadellos, traditionsbewusst und zugleich fortschrittlich sowie ökonomisch zweckmässig und stabil organisiert. Sie brachten Zufriedenheit, Glück und insgesamt bescheiden-schönen Wohlstand.

Kathrin Rüegg hat nicht primär für sich eigennützig einen alternativen Lebensentwurf praktiziert, sondern sozial verantwortungsbewusst für ihr Umfeld eine nachhaltige Existenzsicherheit angestrebt und verschafft. Sie war damit eine typische verantwortungsvolle Unternehmerin und eine Vorreiterin einer dem qualitativen Wachstum verpflichteten Gesellschaft. Sie war ein sympathische Botschafterin und Kulturexporteurin der Schweiz und hat mit Werner O. Feisst praktisch und unaufgeregt regionale Völkerverständigung über die Landesgrenzen hinaus praktiziert.

Foto: Quiche Lorraine.

 

smartmyway macht Wein.

Wir freuen uns bereits auf den 2022er, unser nächster Jahrgang. Er wird erstmals spürbar etwas mehr als 10% Malbec beinhalten und wird von uns gespannt erwartet.

smartmyway kocht.

Es geht nichts über die eigene Küche. Auch einfachere Dinge machen Freude: Ein schöner Fruchtsalat, in Gläser abgefüllt und im Kühlschrank gelagert, steht stets richtig dosiert zum Verzehr parat.

(c) 2023: Malcantone, Kanton Tessin, Schweiz, Foto: Maurizio Vogrig.

 

Seit 2018 Chief Editor, Mitbegründer, Verwaltungsrat und Teilhaber von smartmyway, Autor, Coach, Mentor und Berater. Vorher als Geschäftsführer von Media Markt E-Commerce AG, Media Markt Basel AG, Microspot AG sowie in den Geschäftsleitungen von Interdiscount AG und NCR (Schweiz) AG tätig.

Experte für Digitalisierung, Digital-Business, Handel, Sales & Marketing, E-Commerce, Strategie, Geschäftsentwicklung, Transformationen, Turn Around, Innovation, Coaching, erneuerbare Energien, Medien, Professional Services, Category Management, Supply Chain Management