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Jack Ma erklärt am WEF 2018 die Zukunft.

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Jack Ma erklärt am WEF 2018 die Zukunft.

Zeitenwende. Es war die beste aller Zeiten, es war die schlimmste aller Zeiten. Jack Ma erklärt am WEF 2018 die Zukunft. Und wir sollten gut zuhören.

Wer den Binnenhandel in der weltweiten Veränderung der Gesellschaft verstehen will, muss China verstehen. Denn China ist im Begriff, über die Hälfte der Weltbevölkerung neu am globalen Handel partizipieren zu lassen, deren Länder bisher in Korruption und Hoffnungslosigkeit versunken sind. Dieses Momentum wird aufgrund der neuen Technologien entfesselt und kann nicht mehr gestoppt werden. Die alten Eliten werden damit kurzerhand umgangen.

Ein Abriss zur Digitalisierung im globalen Kontext. Mit einem vertieften Einblick in die Gedanken von Jack Ma, dem Gründer und CEO der Alibaba Group. Anlässlich der öffentlichen Übertragungen aus dem Weltwirtschaftsforum vom 23. – 26. Januar 2018 in Davos (WEF World Economic Forum).

Roland Voser, 18. Februar 2019

Inhalt.

 

1. Prolog.

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Eigentlich war er mir etwas fremd, dieser Jack Ma aus China. Schlau blickt der am 10. September 1964 Geborene aus den Google-Suchresultaten hervor, und man bleibt immer kurz bei ihm hängen. Aber wer nennt schon sein Unternehmen Alibaba? Wie sollte der Executive Chairman mit seinen 18 Mitgründern und der 1999 in Jack Mas Wohnung ins Leben gerufenen Alibaba Group auch eine ernstzunehmende Konkurrenz für uns Europäer werden?

Ich selbst (und mit mir wohl viele Händler) habe sein Unternehmen und die Chinesen zuerst einmal schlicht ausgeblendet. Wir haben ja schon hier im Land genügend zu bewältigen. Seine Erfolge im Online-Handel habe ich darauf zurückgeführt, dass China noch als Entwicklungsland beim Weltpostverein von Sonderkonditionen profitiert und damit günstig Kleinpakete nach Europa liefern kann. Aber diese Bevorzugung hört bald auf, und dann kommt das wieder ins Lot.

2. Jack Ma hat etwas zu sagen.

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Dann kam das WEF 2018, und es war wohl auf Linkedin, wo ich erneut auf Jack Ma stiess. Im Wissen, dass ich das schon lange hätte tun sollen, bin ich jetzt tatsächlich eingestiegen, habe mir unter anderem die Paneldiskussion mit ihm angeschaut und dann noch die Fragestunde mit jungen Leuten, wohl den zukünftigen Young Global Leaders.

Heute ist die Alibaba Group weltweit der grösste Mobile-Commerce-Detailhändler. Über 500 Millionen Konsumenten kaufen auf ihren verschiedenen Marktplätzen ein. Millionen von Firmen verkaufen dort ihre Produkte. Die Gruppe umfasst rund 30 Millionen direkte und indirekte Arbeitsplätze. Sie hat 2017 einen Umsatz von 750 Milliarden US$ Umsatz erzielt.

Am Single's Day am 11.11.2017 hat die Alibaba Group an einem Tag einen Umsatz von über 25 Milliarden US$ realisiert. Dies entspricht in der Grössenordnung einem Jahresumsatz (!) sowohl von Migros (28 Milliarden CHF) als auch von Coop (29 Milliarden CHF) in der Schweiz oder von CECONOMY (22 Milliarden Euro oder 25 Milliarden CHF) mit Media Markt & Saturn über alle darin tätigen Länder.

Jack Ma meint, dass das Unternehmen erst gerade gestartet sei: Seine Ambition ist die Schaffung von 100 Millionen Arbeitsplätzen. Er will 2 Milliarden Menschen als Kunden erreichen. Also mehr als einen Viertel der heutigen Weltbevölkerung. Jack Ma kam 2001 als Young Global Leader das erste Mal nach Davos und hat heute im WEF-Stiftungsrat Einsitz.

3. Globalisierung im Kontext.

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China, Amerika und Europa. In diesem Kontext spielt sich der nächste Schritt der weiteren Globalisierung ab. Es macht Sinn, sich in einer Phase anstehender grosser Veränderungen über diese Akteure Gedanken zu machen. Das WEF bietet hier eine einmalige Möglichkeit - wo sonst äussert sich die Elite der Welt derart konzentriert und grundsätzlich?

Dies im Wissen, dass auch in dieser verschneiten Bergwelt letztlich starke Interessenspolitik verfolgt wird und damit Schlüsse mit Vorsicht zu ziehen sind. Das gilt insbesonders dann, wenn bereits Vorurteile aufgrund vieler Medienberichte nahezu unverrückbar aufgebaut sind.

Wir könnten uns die Frage nach dem "Digital Readyness Factor" stellen. Wer geht als Gewinner hervor? Was heisst das für unsere individuelle Situation hier in Europa, hier in der Schweiz?

4. Amerika.

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Wir beobachten derzeit in Amerika die Rückbesinnung auf die bewährten Werte des Amerikanischen Traums. Die USA stehen damit vorwiegend für die Komponente des Bewahrens innerhalb der globalen Veränderung.

Analog der bei einer Bedrohung urmenschlich auftretenden Handlungsalternativen "Rückzug" oder "Kämpfen", umfasst Veränderung die zwei grundsätzlichen Aspekte "Bewahren" und "Erschaffen". Das Richtige richtig bewahren ist schon derart anspruchsvoll, dass dabei oft für das Erschaffen weitere Ressourcen fehlen. "Einigung" und "Kooperation" sollen als dritte Handlungsmöglichkeit hinzugefügt werden. Es geht in diesem Fall eben nicht bloss um gleichberechtigten destruktiven "Rückzug", sondern um konstruktives gemeinsames Handeln.

Der Amerikanische Präsident Donald J. Trump positioniert sein Land anlässlich seiner Rede am WEF 2018 primär in der traditionellen Form als wiedererstarkte, wettbewerbsfähige, schlanke und gegen aussen gesicherte Nation. Ein selbstbewusstes Amerika in alter Stärke.

Die Veränderungen der letzten Jahren haben tatsächlich Ungewissheit, ja vielleicht auch in manchen Bereichen Verschlechterung gebracht, was jetzt dadurch wieder ins Lot gebracht werden soll, indem diese Errungenschaften oder - je nach Lesart - Fehlentwicklungen im Prinzip wieder ausser Kraft gesetzt werden sollen.

Trump lädt andere Länder ein, am erneuten Wirtschaftswachstum seines Landes teilzuhaben, in den USA zu investieren, Handel zu treiben und damit Arbeitsplätze zu sichern. Damit wirken sie am gemeinsamen Aufbau einer besseren Welt mit, denn wenn die USA wachsen, wächst auch die Welt - so Trump's Haltung in "America first but not alone".

Die USA erwarten bei ihren Partnern dieses "reziproke", wechselseitiges Verhalten als Kompensation für das jahrelange weltweite Bestreben der USA nach Aufrechterhaltung von Frieden, Sicherheit und Wohlstand in der Welt.

5. China.

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Demgegenüber steht der erstmalige Auftritt eines Chinesischen Präsidenten am WEF. Er dokumentiert die historische Bedeutung der in den letzten Jahren eingeleiteten Öffnungspolitik des Landes. China nimmt somit für sich in der Veränderung den Aspekt "Erschaffen" ein.

Dass Xi Jinping, Präsident der Volksrepublik China, am WEF seine Ansprache mit denselben Worten wie Charles Dickens in dessen grossem Roman "Die Geschichte zweier Städte" einleitet, markiert treffend das grosse Spannungsfeld, in der sich der Welthandel derzeit befindet:

"Es war die beste aller Zeiten, es war die schlimmste aller Zeiten, es war das Zeitalter der Weisheit, es war das Zeitalter der Dummheit, es war die Epoche des Glaubens, es war die Epoche des Unglaubens, es war die Jahreszeit des Lichts, es war die Jahreszeit der Finsternis, es war der Frühling der Hoffnung, es war der Winter der Verzweiflung, wir hatten alles vor uns, wir hatten nichts vor uns, wir steuerten alle unmittelbar dem Himmel zu, wir steuerten alle unmittelbar in die entgegengesetzte Richtung . . .  – mit einem Wort: Diese Zeit war der unsrigen so ähnlich, dass ihre geräuschvollsten Vertreter im Guten wie im Bösen nur den Superlativ auf sie angewendet haben wollten."

Xi Jinping beschreibt die menschliche Zivilisation als so weit entwickelt wie nie zuvor. Andererseits hätten regionale Konflikte und globale Herausforderungen die zunehmende Kluft zwischen Arm und Reich in der Welt die Ungewissheit verstärkt.

Xi führt diese Probleme nachvollziehbar nicht auf die wirtschaftliche Globalisierung zurück, sondern auf Kriege, übertriebenes Gewinnstreben und zu grosse Finanzderegulierung. Er sieht die Globalisierung aufgrund der technologischen und wissentschaftlichen Entwicklung als eine natürliche Folge.

Xis Ansatz ist, dass die wirtschaftliche Globalisierung neu gesteuert werden muss, ihre Schwächen vermieden werden müssen und ihr Nutzen allen Ländern zu Gute kommen muss. Die wirtschaftliche Globalisierung soll gemeinsam aktiv gestalten werden. Dazu werde zukünftig ein Gleichgewicht zwischen Effizienz und Gerechtigkeit benötigt. Das sei die Verantwortung, die die heutigen Leitfiguren übernehmen müssten.

Als Mittel sieht er Innovationen, die neuen Technologien - konkret die Digitalisierung - und ein gemeinsames Verständnis für zweckmässige Regulatorien, sodass letztlich alle Länder gleichberechtigt am Welthandel partizipieren können.

China hat in erheblichem Masse von der Globalisierung profitiert und gleichzeitig seit dem Ausbruch der Finanzkrise jährlich substantiell mit 35% zum Wachstum der Weltwirtschaft beigetragen. Die 1,3 Milliarden Menschen in China, mit ihrem relativ tiefen Lebensstandard, sind für die globale Wirtschaft offensichtlich ein grosses Potential. China bekräftigt seine Öffnung und stellt damit zweifellos eine grosse Chance für die Weltwirtschaft dar.

6. Europa.

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Wo steht in diesem Spannungsfeld das Europa Merkels und Macrons? Nach zwei Weltkriegen und der überwundenen Blockteilung sieht Angela Merkel nun erstmals eine realistische Chance im Multilateralismus und in der gemeinsamen Kooperation eines geeinten Europas und der Welt - selbst angesichts des anstehenden Brexits.

Deutschland sieht sich zwar wirtschaftlich in einer erfreulichen Ausgangslage, lässt aber aufgrund des relativ hohen Standards und der alternden Gesellschaft eine Zurückhaltung gegenüber dringend notwendiger Veränderungen zur zukünftigen Sicherung des Wohlstands feststellen.

Veränderungen gehen in Deutschland und Europa langsam. Die Konsensfindung dauert in Demokratien, insbesondere in föderalistisch organisierten, länger. Demgegenüber ergeben rasche technologische disruptive Veränderungen auch rasche gesellschaftliche disruptive Veränderungen. Wie man sich "disruptiv" vorstellen kann, finden Sie im Artikel "Sommerschnee".

Es geht Merkel darum, dass hier alle mitgenommen werden können. Defizite sind in Deutschland bei der Bildung, im Staat und bei Innovationen auszumachen. Deutschland postuliert den Ansatz der sozialen Marktwirtschaft 4.0, wo eine ethische Form des Managements der disruptiven Veränderung menschenfreundlich und sozial verträglich vonstatten gehen soll.

Die Beantwortung der Frage, wie mit den Daten - dem Rohstoff bzw. der Währung des 21. Jahrhunderts - umgegangen werden soll, kommt entscheidende Bedeutung zu: Werden - wie in China - die Personendaten quasi verstaatlicht? Sollen die Daten den Menschen, den Staaten oder international tätigen (Amerikanischen) Unternehmungen gehören? Je nachdem sind die gesellschaftspolitischen Konsequenzen für Demokratie, Souveränität und Gesellschaft noch nicht absehbar. Die Europäer diskutieren auch dieses Thema noch unentschlossen.

Weiter steht Europa aufgrund der Kolonialisierung in der Vergangenheit bei Afrika in grosser Schuld. Europa muss mehr Verantwortung bei seiner Aussenpolitik übernehmen. Europa ist zumindest mitverantwortlich für die Entwicklung des Afrikanischen Kontinents. Ein neues Modell der Entwicklungshilfe auf Augenhöhe ist skizziert. 50 Länder mit unterschiedlichen Entwicklungsständen stellen eine grosse Herausforderung dar, die sich unter anderem in der Flüchtlingskrise äussert, die ihrerseits nicht allein durch verstärkte Aussengrenzen gelöst werden kann.

7. Zusammenfassung.

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Bewahren: Die USA konzentrieren sich auf sich selbst, verfolgen erstarkt wieder den Amerikanischen Traum, stehen den eigenen Entwicklungen der letzten Jahre kritisch gegenüber und gehen davon aus, dass wenn es ihnen gut geht, es auch dem Rest der Welt gut geht.       

Erschaffen: China steht für die Globalisierung und die Schaffung einer neuen Welthandelsordnung, sieht die Digitalisierung als Innovationstreiber und Enabler des gleichberechtigten freien Handels und damit des weltweiten Wohlstandes.     

Unsicherheit: Die Europäer sehen sich ungeeint und im Hintertreffen bei der eigenen Veränderungsfähigkeit, haben eine historische Hypothek mit Afrika und verfolgen den multilateralen Weg einer sozialen Marktwirtschaft, wo alle mitgenommen werden sollen.

8. Schlussfolgerungen.

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Angela Merkel bringt Veränderung vergangener Zeiten auf den Punkt: "Schlafwandlerisch sind damals nach dem ersten Weltkrieg die politischen Akteure in eine schreckliche Situation hineingeraten, und wir müssen uns heute - 100 Jahre später – fragen: Haben wir wirklich aus der Geschichte gelernt? Oder haben wir es nicht?“

Weniger dramatische Parallelen im stationären Handel der letzten Jahre sind nicht von der Hand zu weisen. Es bleibt zu hoffen, dass die bevorstehenden disruptiven Veränderungen der Gesellschaft nicht auch jene von Merkel rückblickend skizzierten tragischen Züge annehmen werden.

In Europa leben rund 750 Millionen und in den USA knapp 325 Millionen Menschen. Chinas Bevölkerung zählt heute ca. 1,375 Milliarden Menschen. Zusammen entspricht das etwa einem Drittel der Weltbevölkerung.

Es kann angenommen werden, dass die Ausrichtung von China zukünftig das Weltgeschehen treiben wird: China verfolgt einen Ansatz, der alle Länder an der zukünftigen Entwicklung teilhaben lässt. China lässt die Menschen bevölkerungsreicher Entwicklungsländer erstmals realistisch auf eine prosperierende Zukunft hoffen, und dieses Momentum wird wohl eine nicht mehr aufhaltbare, weltweite, durch China getriebene Veränderung in Gang setzen. Sie kann durchaus nicht mehr zu bremsen sein.

China kann das tun, weil dies die mit der Digitalisierung erstmals in der Geschichte zur Verfügung stehende Technologie zulässt. China kommuniziert offen: Ob es uns gefällt oder nicht. Sie werden es tun, weil sie es können.

Damit lässt sich das Konfliktpotential erahnen: Die heute erfolgreichen Länder - die Bewahrer - werden ihre Errungenschaften nicht ohne weiteres hergeben. Investieren die USA daher in die Verteidigung anstelle in ihre vielerorts marode Infrastruktur? Konzentrieren sich deshalb die USA auf sich selbst und ermöglichen vielleicht ironischerweise mit diesem Rückzug unbeabsichtigt Raum für die Erstarkung anderer Player?

Der Einwand, dass sich nach einer Abwahl von Trump die US-Politik wieder ändern wird, mag richtig sein. Nur sind drei Jahre in der heutigen Zeit ein halbes Zeitalter, und die jetzt eingeschlagene Richtung wird nicht einfach wieder rückgängig gemacht werden können, weil sich mit grosser Wahrscheinlichkeit andere Akteure mittlerweile Wettbewerbsvorteile geschaffen haben, die möglicherweise nicht mehr einzuholen sind.

So gesehen steigt die weltpolitische Bedeutung von Amazon, Facebook, Google und Apple. Dies zusätzlich zu ihrer Polposition als Weltdatensammler. Diese Unternehmen müssen quasi für die USA die bewahrensorientierte Politik der Regierung kompensieren, sofern die USA den Anschluss an die Zukunft nicht verlieren wollen. Dass damit die Erschaffungskomponente in rein private Hände gegeben wird, ist umso problematischer, weil sich diese Unternehmen Geschäftsmodelle ohne physische Grenzen geschaffen haben.

9. Schlussfolgerungen für Europa.

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Was heisst nun diese sich abzeichnende Dominanz von China für Europa? Welche Variante soll verfolgt werden? In der Allianz mit den USA die alte Stärke mit viel Konfliktpotential bewahren (Variante "Kampf")? Oder mit Russland und Afrika neue Gegengewichte bilden (Variante "Flucht")? Oder mit China kooperieren (Variante "Einigung")?

Vielleicht sollte Europa seine Kraft und Energie nicht länger für Überlegungen einsetzen, wie alle ihre Mitgliedländer - Bundesländern oder Kantonen gleich - in einem Vereinigten Europa vereinheitlicht werden könnten und wie in allen gesellschaftlichen Bereichen irgendein Ausgleich zu schaffen wäre.

Vielleicht sollte sich Europa von seinen historischen Rückwärtsbetrachtungen lösen, ohne den Respekt davor zu verlieren. Die Vergangenheitsbewältigung ist nach wie vor gegenwärtig und verhindert die ungetrübte Sicht in die Zukunft.

Vielleicht sollte sich Europa auf Dinge konzentrieren, wo Agilität gelebt werden und Bildung, Forschung, Wirtschaft und Unternehmen rasch dynamisiert werden können.

Es sollte die Frage in den Mittelpunkt rücken, wie europäische Unternehmen jeder Grösse direkt und ohne Schranken nicht nur am Binnenmarkt, sondern am Welthandel partizipieren können.

Mit welcher Technologie wird das höchst einfach ermöglicht? Welche Produkte und Dienstleistungen Europas sind weltweit auch zukünftig gefragt? Welche Regulatorien stellen niedrige Hürden für den Markteintritt von Unternehmen am globalen Handel sicher? Was sind gerade die Chancen für derzeit staatlich geschützte Wirtschaftsbereiche? Wie kann in diesem Umfeld Qualität und Sicherheit garantiert bleiben? Was sind die Anforderungen an Gesellschaft, Bildung und die Menschen? Womit werden sich letztere zukünftig identifizieren?

10. Schlussfolgerungen für die Schweiz.

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Eine ähnliche Agenda entspräche auch der Schweiz. Schweiz als Marke hat weltweit eine hohe Reputation. Swissness und die Internationalität in Schweizer Unternehmungen stellen im Zuge der Digitalisierung eine grosse Bedeutung dar. Jedes Handelsunternehmen in der Schweiz soll zukünftig Produkte verkaufen können, die auch international gefragt sind und sich damit eine nachhaltige Differenzierung schaffen. Eigenmarken ist im Handel das Stichwort dazu.

Derzeit drehen sich die Diskussionen im Rahmen der Digitalisierung um Lösungsansätze, Tools und Technologien, ohne dass zuerst tatsächlich der neue Gegenentwurf der Schweiz in Bezug zu China, zu den USA und Europa geklärt wäre.

Diese Diskussion darf nicht von Politikern alleine geführt werden, weil sie zu komplex ist und zu interessenpolitisch geführt würde. Das WEF übernimmt hier die wichtige Rolle eines Impulsgebers.

Eine Vorgehensidee, wie diese Anstösse im Land aber nun weitergeführt, in eine verständliche Vision, in einen agilen Strategieansatz mit pragmatisch-iterativen Massnahmen umgesetzt werden können, fehlt offensichtlich. Hier wäre es an der Politik, für deren Formulierung die richtigen Gefässe zu schaffen.

Wenn sich eine Veränderung von fundamentaler Natur ankündigt, dann weiss niemand, was das Resultat sein wird, weil es schlicht noch nie jemand real erlebt hat.

Ausprobieren, Lernen, erneut Ausprobieren, schrittweise Vorgehen, Hinterfragen, Korrigieren, sind die Vorgehensweisen der Pioniere. Die Idee, die Vision muss dafür umso klarer sein. Im Handel, generell bei Unternehmungen, geben die Kunden mit ihrem Verhalten die notwendige übergeordnete Orientierung und Ausrichtung vor. Je rascher sich eine Unternehmung auf die sich in Zukunft laufend verändernden Kundenbedürfnisse einstellen kann, um so erfolgreicher wird sie sein.

Kopieren von anderen funktioniert in dieser Phase nicht mehr. Messen an Benchmarks oder das Weiterführen des Bestehenden wird letztlich in Rückgang münden, weil sich das Wachstum in der Veränderung andernorts, beim Erschaffen, abspielt.

Und Wachstum heisst Leben.

11. Fokus auf China.

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Erschaffen ist der Antrieb jeder Tätigkeit. Im Folgenden wird die Haltung Chinas näher beleuchtet. Jack Ma passt perfekt in Chinas Öffnungspolitik und die darin skizzierten bevorstehenden Zeiten. Seine fernöstliche Philosophie, dem daraus entstehenden Selbstverständnis und seinem Konzept, lernt einen diese angestrebte Zukunft besser zu verstehen.

Wie kann man Jack Ma gerecht werden? Im Folgenden wird eine Transkription seiner am WEF geäusserten Perspektiven und Leitlinien zu den aktuellen Herausforderungen widergegeben und darauf verzichtet, ihn auf Schlagwörter und Interpretationen zu reduzieren. Das alles könnte ihm, seinem Unternehmen und China nicht gerecht werden.

Bewusst in Deutsch, damit der Inhalt Deutschsprechende ungebremst erreichen kann und nicht durch die Übersetzungsarbeit im Kopf gedämpft wird. Bewusst ungefeilt übernommen, damit es nicht möglicherweise verfälscht wird. Bewusst geschrieben, damit es besser haften bleibt. Und bewusst ohne Schlüsse, weil jeder in der Veränderung letztlich seinen Weg selbst in eigener Verantwortung gehen muss.

Vielleicht noch dies: Mit Ländern, mit denen man handelt, steht man nicht im Krieg, meint Ma. Handel bekommt damit eine Dimension, die man nicht vergessen sollte, wenn man Wirtschaft und Welthandel kritisch gegenüber stellt und Nichtpartizipieren an der Welt als Alternative sieht.

Und noch einmal - egal, ob man es will oder nicht: Die Veränderung wird kommen. Mit oder ohne uns. Denn was möglich ist, dass werden die Menschen tun.

 

P.S. Sollten Übersetzungsfehler vorhanden sein, bin ich für jeden Hinweis dankbar. Quellen sind ausnahmslos die am Schluss aufgeführten Videos. Sämtliche Rechte verbleiben bei den Sprechern, den Autoren bzw. beim WEF 2018.

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(c) 2018: Sonnenuntergang auf der Alpe Agra, Malcantone, Kanton Tessin, Schweiz. Foto: Roland Voser

 

12. Jack Ma im Originalton. 

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Panel-Diskussion zum Thema "E-Commerce ermöglichen: Kleine Unternehmen, globale Konzerne". Auszüge mit den Fragen an und Antworten von Jack Ma.

a. Zu E-Commerce nur für fortgeschrittene Länder?

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Panel-Diskussion Frage 1: Jack Ma, es gibt in der Welt noch immer einen grossen digitalen Graben und viele Menschen sind immer noch nicht am Netz. Wann immer man in der Politik und anderswo über den Online-Handel diskutiert, stellt sich deshalb die Frage, ob die Ausweitung des Online-Handels nicht vor allem den fortgeschrittenen Ländern dienen wird und dass andere Länder in dieser Hinsicht nicht profitieren können. Was sagen Sie dazu?

Jack Ma: Ich bin davon überzeugt, dass E-Commerce die Zukunft ist. Online-Handel wird ein Grossteil des traditionellen Handels komplett ablösen. Man hatte gesagt, dass in den vergangenen 20 Jahren wegen schlechter Logistik, schlechter Zahlungsmöglichkeiten und schlechter Verbindung mit dem Internet der Online-Handel in der Welt nicht möglich sei.

Trotzdem hat er raketenartig zugenommen. In den vergangenen 15 Jahren war es so, dass wir allein in China folgende Probleme hatten: Keine Kredite, keine Finanzierung, keine Logistik, keine Zahlungsmöglichkeiten, keine Verbindung, kein dies und das, gar nichts.

Trotzdem ist es so, dass allein im vergangenen Jahr 2017 unsere Verkäufe über unsere Online-Plattform mehr als 750 Milliarden Umsatz in US$ generiert haben. Das ist ein enormer Betrag.

Nur binnen 20 Jahren also ist jetzt - ohne ein perfektes Logistiksystem, ohne perfektes Zahlungssystem, ohne Blockchain-Technologie - der Online-Handel so in die Höhe geschossen.

Stellen Sie sich jetzt die nächsten 20 Jahre vor. Wir hätten die ganze Technologie, alle Regierungen und Organisationen und Unternehmer würden bereitstehen, um den Online-Handel zu fördern und wir alle würden sagen, das sei wichtig, das sei die Art und Weise, wie die neue Generation lebt - dann könnten wir damit eine Zukunft aufbauen.

Online-Handel ist nicht nur für grosse Unternehmen, auch nicht nur für hochentwickelte Industrieländer. Online-Handel ist für Entwicklungsländer, für junge Menschen und kleine Unternehmen. In den vergangenen Jahren konnten junge Leute nicht am Wettbewerb teilhaben, kleine Unternehmen waren nie und nimmer mit den grossen Firmen wettbewerbsfähig. Und Entwicklungsländer waren ihrerseits nicht wettbewerbsfähig.

Stellen Sie sich ein Land wie China vor, das so unglaublich gewachsen ist. Vor wenigen Jahren war ich übrigens in Peru, und ich erinnere mich, dass ich auf einem Platz war, da fand gerade eine Demonstration statt. Ich war zufällig da und die Leute demonstrierten gegen den Online-Handel; man hasste ihn. Plötzlich kommt ein junger Peruaner, der zu mir sagt: "Ich nutze das Internet. Ich verkaufe meine peruanischen Produkte nach Neuseeland und nach Australien. Ich hätte nie gedacht, dass das irgendwie möglich sein könnte. Ohne das Internet ginge das nicht." Online-Handel ist also die Zukunft, weil junge Menschen das lieben. Und alles, was junge Menschen lieben, ist die Zukunft. Das meine ich dazu.

 

b. Zur Entwicklung der Handelspolitik.

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Panel-Diskussion Frage 2: Ich möchte die Diskussion noch etwas ausweiten. Diese Woche behandeln wir hier in Davos unter anderem das wichtige Thema: „Wohin entwickelt sich die Handelspolitik?“ Wird es mehr einschränkende Massnahmen geben oder mehr Rivalität zwischen Handelsblöcken? Jack, Sie sind ja bekannt dafür - ich habe das mal gelesen - dass Sie gesagt haben, wenn es keinen Handel mehr gibt, dann beginnt der Krieg. Wie sehen Sie die Entwicklung dieser Debatte und was glauben Sie, hat der Online-Handel, die E-Commerce-Branche für eine Rolle zu spielen?

Jack Ma: Ja, ich denke, es ist unmöglich den Handel zu stoppen. Die Welt braucht den Handel. Handel ist der Weg, um Kriege zu verhindern. Wenn der Handel stoppt, dann kommt es zum Krieg. Das ist meine tiefe Überzeugung.

Natürlich muss der Handel auch verändert werden, und die WTO hat da grossartige Arbeit in den letzten Jahren geleistet, um sicherzustellen, dass die Weltregionen einander verstehen, indem eben klar gemacht wurde, dass der Handel eine Chance für alle ist.

Aber ich denke, dass die Welt heute aufgrund der neuen Technologie anders ist. Ich würde meinen, in Zukunft wird es kein "Made in China", kein "Made in America", kein "Made in Peru" mehr geben, sondern ein "Making on the Internet".

Also alles wird übers Internet hergestellt. Die jungen Menschen kommunizieren ja auch nur übers Internet. In der Zukunft - egal ob sie es mögen oder nicht - müssen wir alle befähigen, auch die kleinen Unternehmen, weltweit einkaufen zu können, weltweit verkaufen zu können, weltweit liefern zu können, weltweit Zahlungen abwickeln zu können und auch weltweit reisen zu können.

Und das alles nur über das Smartphone. Vielleicht sogar ohne Pass. Das ist der Trend. Dem kann niemand Einhalt gebieten. Also Protektionismus und Globalisierung - ich denke, Globalisierung ist etwas Grossartiges, man sollte ja das Kind nicht mit dem Bade ausschütten - Globalisierung wird aber immer mehr mit Schwierigkeiten verbunden.

Es ist ganz einfach, einen Handelskrieg zu lancieren, aber es ist so viel schwieriger, die Katastrophe eines solchen Krieges wieder in Ordnung zu bringen. Ich fürchte das und bin besorgt und möchte nicht, dass es in dieser Welt zu einem Handelskrieg kommen sollte.

Der Handel sollte nicht als Waffe missbraucht werden, sondern nutzen wir den Handel, um die Probleme zu lösen. Wenn man die anderen Länder ausschliesst oder Sanktionen gegen Länder erlässt, dann treffen diese Sanktionen wie Bomben kleine Unternehmen und junge Menschen, und die Zivilisation verschwindet.

Wir glauben, wir sollten das Internet positiv nutzen und den Online-Handel positiv nutzen, um die jungen Menschen zu ermutigen. Je mehr Handel wir haben, desto mehr Business gibt es.

Es gibt hunderte Arten und Weisen, Probleme zu lösen, aber nur einen Grund: Wenn man einen Handelskrieg will, dann ist das einfach, aber man braucht wieder 30 Jahre, um mit den Konsequenzen zu Rande zu kommen.

Ich denke, wir sollten keinen Handelskrieg führen, und es gibt sehr viele Möglichkeiten, das Problem zu lösen, und schliesslich sollten wir es nicht zulassen, dass 60'000 Grossunternehmen den Welthandel steuern. Wir sollten eine entsprechende Politik betreiben, um es 6 oder 16 oder 60 Millionen Unternehmen zu ermöglichen, dass sie von diesem Online-Handel profitieren können, wie kleine Unternehmer auf den Philippinen, die weltweit einkaufen und weltweit verkaufen können. Das ist die Zukunft, und es funktioniert.

 

c. Zur elektronischen Welthandelsplattform.

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Panel-Diskussion Frage 3: Jack Ma, Ihr Unternehmen wächst sehr schnell. 2020 wird wahrscheinlich der Online-Handel eine Trillion US$ umfassen (1 Trillion USA = 1 Billion Europa = 1'000 Milliarden) und dennoch machen Sie zum Teil auch das, was Roberto sagt. Sie - nicht nur Sie, sondern auch viele andere Unternehmen - bringen sich in diesen Prozess mit dem Ziel ein, ganz konkret zwischen der Privatwirtschaft und den Regierungen Gespräche zu führen, um damit den Online-Handel zu verbessern. Wieso widmen sie diesem Anliegen Ihre wertvolle Zeit?

Jack Ma: Ja, danke. Ich glaube, gerade darum geht es in dieser gemeinsamen Initiative "Enabling E-Commerce" vom WEF und der WTO. Sie hat zum Ziel, eine elektronische Plattform für Welthandel zu schaffen. Oder sogar eine elektronische Welttourismus-Plattform, denn natürlich ist Fremdenverkehr eine grenzüberschreitende Tätigkeit, die unserer Meinung nach viel Potential gerade für die KMUs birgt.

Es ist sehr wichtig, dass die Privatwirtschaft und der Staat einen Dialog miteinander starten und sich in einer positiven Art und Weise gegenseitig respektieren.

Ich bin ein glühender Verfechter des positiven Denkens! Viele Regulierer machen sich heute zu viele Sorgen. Wir haben das Sicherheitsproblem, nicht genug von Diesem, nicht genug von Jenem, Sorgen hier, Sorgen da. Wenn man sich immer nur Sorgen macht, dann werden die Sorgen auch Wahrheit. Wenn man sich keine Sorgen macht, kommt das Problem trotzdem. Ob's mir gefällt oder nicht, es kommt eh.

Vor 17 Jahren, als ich in China mit Online-Handel begonnen habe, sagte man mir, es hat nicht einmal PCs, was willst Du mit Online-Handel?

Dann ist China ein Land mit Millionen von Handys geworden. Was ist einfacher, Strassen zu bauen oder ein mobiles System? Es ist viel einfacher, ein mobiles System aufzubauen als Strassen und schwere Infrastruktur.

1994 in einer Winternacht in Bejing kam eine Gruppe von IT-Experten und Internetexperten zusammen. Ich fragte mich, was Internetexperten hier machen. Jedenfalls haben die sich zusammengesetzt, und ich war bei der Sitzung dabei.

Nach etwa 2 Stunden Diskussion waren haufenweise Sorgen da. Jetzt, 20 Jahre später, haben sich diese Sorgen alle nicht bewahrheitet. Aber alles, worüber man sich keine Sorgen gemacht hat, ist wahr geworden.

Online-Handel ändert die Art und Weise, wie wir Handel und Geschäfte treiben. Das klassische B2C-Geschäft geht vom Unternehmen zum Kunden.

Die Zukunft geht aber vom Kunden zum Unternehmen: C2B, also umgekehrt: Das meiste wird kundengerecht massgeschneidert sein.

Das übliche grenzüberschreitende Geschäft wird bis jetzt in Containern verfrachtet. In Zukunft wird es meistens in Päckchen verschifft werden. Das heisst, wir haben eine riesige Chance hier.

Von China nach Russland ist es beispielsweise heute so, dass wir etwa 1 Million Päckchen verschicken und den umgekehrten Weg haben wir dabei gar noch einmal nicht betrachtet.

1 Million Päckchen von China nach Russland, täglich. Stellen sie sich das einmal vor: Vor 5 Jahren starteten wir eine Kampagne mit 80'000 Päckchen von China nach Russland: Das russische Postsystem brach zu sammen.

Heute sind 1 Million kein Problem mehr. Das heisst, dass die Regierungen dazu lernen. Menschen lernen dazu, die Unternehmen lernen dazu. Wo eine Nachfrage ist, ist auch ein Weg.

Ich glaube, die Regierungen dürfen nicht allzu sehr darüber nachdenken, wie sie regulieren, weil sie dann regulieren, wie vor 30 Jahren.

Das erste, was Regierungen oft fragen, ist, wie kann man das regulieren? Ich hoffe, das die erste Frage der Regierungen in den nächsten 30 Jahren sein wird, wie können wir seitens der Regierung helfen?

Was müssen wir ändern, um dafür zu sorgen, dass die junge Generation, dass die kleinen Unternehmen und dass der gesamte Handel reibungslos in beide und in alle Richtungen ablaufen kann? Das ist das positive Denken.

In Argentinien habe ich gesagt, ob es ihnen gefällt oder nicht, wir machen’s ohnehin. Denn dieses Ding wird kommen. Das ist die Zukunft.

Die Hoffnung dabei ist die Zusammenarbeit mit jungen Menschen, mit cleveren Regierungsorganisationen und Behörden. Wir müssen mit ihnen diskutieren und zusammenarbeiten, und was immer sich als Problem stellt, wir werden es lösen.

Wenn man selber nicht clever genug ist, dann gibt es anderswo clevere Leute. Daran glaube ich felsenfest.

Schöne Mentalität. Vielen Dank.

 

Treffen mit Jack Ma.

Fragen und Antworten 1: 

d. Zu 30-Jährigen, Unternehmen mit weniger als 30 Angestellte und die nächsten 30 Jahre.

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Jack Ma: Wir müssen uns tatsächlich die nächsten 30 Jahre auf die 30-Jährigen konzentrieren und auf Unternehmen, die weniger als 30 Angestellte haben. Wir haben grosses Glück, weil wir in einer Zeit sehr grosser Veränderung leben, die aufgrund der Technologie ermöglicht wird.

Viele Leute werden daraus - wie in den vorhergegangenen Revolutionen - sehr erfolgreich hervorgehen. Aber es werden auch viele soziale Probleme entstehen. Ich sage, dass die erste technologische Revolution (erste Massenproduktion durch Maschinen) den ersten Weltkrieg verursacht hat, die Zweite (Akkord und Fliessband) den zweiten Weltkrieg und jetzt stehen wir vor der dritten technologischen Revolution (Computer und Digitalisierung) - was wird jetzt passieren?

Die Menschen haben Angst vor künstlicher Intelligenz, vor Robotern, Computern, Daten, Privatsphäre, Sicherheit: Die Menschen sorgen sich.

Wenn du dich sorgst, wird das Problem kommen. Wenn du dich nicht sorgst, auch. So stellt sich vielmehr die Frage, wie du dich selbst veränderst. Ich denke, dass sich die Welt in den nächsten 30 Jahren massiv verändern wird.

Wenn ein dritter Weltkrieg kommen soll, dann soll es ein gemeinsamer Krieg gegen Krankheiten, gegen Umweltverschmutzung, gegen die Armut sein. Es darf kein Krieg zwischen uns Menschen, gegen uns selber sein.

Ich meine das ganz klar: Wenn wir uns nicht miteinander verständigen, werden die Menschen gegeneinander kämpfen, weil jede Technologie-Revolution die Welt aus der Balance bringt.

Wenn etwas im Ungleichgewicht ist, kommt jemand, der die Nummer 1 werden will, dann jemand anderer usw. - es ist nicht angenehm.

Also meine Sicht ist Folgende:

Wenn du zwischen 20-30 Jahre alt bist, dann solltest du einem guten Chef folgen, in einem guten Unternehmen arbeiten und lernen, wie man es korrekt und gut macht.

Wenn du 30-40 Jahre alt bist, dann solltest du selbstständig werden, wenn du es willst, denn dann wirst du es verkraften können, wenn es nicht gelingt. 

Aber wenn du zwischen 40-50 Jahre alt bist, ist meine Empfehlung, dass du Dinge tust, die du wirklich gut kannst und dich nicht mit "Oh, das ist sehr interessant, ich will etwas Neues tun" verzettelst. 

Wenn du 50-60 Jahre alt bist, dann fördere junge Leute mit deiner Erfahrung und gib dein Wissen an die nächste Generation weiter. 

Und wenn du über 60 Jahre alt bist, dann kümmere dich um deine Enkelkinder. 

Das ist eine Verallgemeinerung, natürlich gibt es Ausnahmen, aber die Mehrheit der Menschen wird das so erleben. Die 30-Jährigen sind die Glücklichen der nächsten 30 Jahre. Wir erleben viele Herausforderungen, vieles wird passieren, aber mit unserem Wissen, mit unserer physischen Kraft ist es die Zeit für Veränderung.

Wenn du morgen erfolgreich sein willst, ist das unmöglich. Wenn du ein Jahr später erfolgreich sein willst, ist es unmöglich. Aber wenn du 10 Jahre warten willst, dann hast du eine Chance. Das ist es, was ich denke.

 

Fragen und Antworten 2: 

e. Zu Frauen in der Alibaba Group.

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Jack Ma: Ja, die Geschlechterfrage ist sehr interessant. Vor 4 Jahren kam ein Journalist in unsere Firma und beim Verlassen hat er gefragt, wieso hier so viele Frauen arbeiten. Ich hatte nie realisiert, dass wir so viele Frauen im Unternehmen hatten. Ist irgendetwas falsch daran?

Heute haben wir knapp 49% Frauen in unserem Unternehmen. Das ist für ein Hightech-Unternehmen sehr viel. Das hat einen Grund, denn wir glauben, dass Frauen grossartig sind und uns beim Wachstum des Unternehmens helfen.

Alibaba ist ein Online-Handelsunternehmen. Online-Handel gehört in die Dienstleistungsbranche. Um Menschen besser zu dienen, sollte man ein Service-Herz haben. Wir denken, dass hier Frauen sehr viel bessere Arbeit leisten, als es Männer tun.

Zweitens waren im letzten Jahrhundert die Muskeln entscheidend. Dieses Jahrhundert sind es nicht mehr die Muskeln, sondern die Weisheit.

Weiter glaube ich, dass wenn eine Person erfolgreich sein soll, wir einen hohen EQ (Emotional Quotient) benötigen. Aber wenn du sie nicht rasch wieder verlieren willst, dann benötigst du einen hohen IQ (Intelligence Quotient). Aber wenn du respektiert werden willst, dann benötigst du einen hohen LQ, den Quotienten der Liebe.

Wenn diese drei Qs zusammen betrachtet werden, haben die Männer viel IQ und wenig EQ und sehr wenig LQ. Frauen sind da am besten ausbalanciert.

Wenn du ein erfolgreiches Unternehmen haben willst, wenn du willst, dass dein Unternehmen mit Weisheit und Sorgfalt geführt wird, dann sind Frauen am besten. In unseren Unternehmen haben wir die Erfahrung gemacht, dass Frauen sehr viel sorgfältiger als Männer sind.

Selbst auf unserer Shopping-E-Commerce-Website haben wir festgestellt, dass Frauen viele verschiedene Dinge einkaufen: Sie kaufen für ihre Gatten, ihre Freunde und ihre Kinder ein. Männer kaufen in der Regel nur für sich ein.

Wenn du dich um andere kümmerst, macht das den Unterschied. Nun, wir haben 49% weibliche Kolleginnen im Unternehmen und nahezu 37% im Senior Management sind Frauen. Wir haben nie etwas Nachteiliges darin gesehen.

Frauen bringen mehr Opfer, wenn sie die Sache lieben und an sie glauben und bleiben nachhaltig dran. Ich denke, dass eines der Geheimnisse des Erfolges der Alibaba Group über die letzten 18 Jahre war, dass wir so viele weibliche Kolleginnen haben.

Das andere ist - wir sind so stolz darauf, dass wir während des ganzen Wachstums immer nahezu 50% Frauenanteil in meinem Team gehabt haben. Weil wir nie gedacht haben, dass sie Frauen sind, sondern dass sie grossartige Kolleginnen sind.

Nun, wenn du aber sagst, wir haben zu viele Männer in der Firma und wir müssen jetzt einige Frauen reinbringen - oh - das ist eine Katastrophe für beiden Seiten.

 

Fragen und Antworten 3: 

f. Zur Erhöhung vom Frauenanteil in Unternehmungen.

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Jack Ma: Eine Unternehmung mit Quartalsdenken wird nie einen höheren Frauenanteil erreichen. Glaubt mir, eine männerdominierte Unternehmung wird nie mehr nachhaltig wachsen können. Es ist wie ein Eintopf, in dem ohne Wasser geschmort wird: Er wird zähe, so hart, bis er leicht bricht.

Also, wenn du Frauen und Männer in derselben Unternehmung hast und dann etwas passiert und Dinge aus dem Gleichgewicht geraten werden - zum Beispiel die Werte unserer Unternehmung: Der Kunde ist die Nummer 1, die Mitarbeiter Nummer 2, der Aktionär Nummer 3. Das ist überall so, wo ich hingehe.

Wenn Wall Street auch meinen Punkt nicht mag, dann sage ich ihnen bloss: Wenn ihr uns mögt, dann investiert in uns. Wenn ihr uns nicht mögt, bitte verkauft unsere Aktien und kauft uns nicht. Aber der Glaube an den Kunde steht und bleibt an erster Stelle. Die Mitarbeiter stehen an zweiter Stelle und dann an dritter Stelle stehen die Aktionäre.

Wenn wir zu kämpfen beginnen, werden Männer sehr böse. Die Frauen aber sagen dann, kein Kampf, lasst uns über "Kunde ist die Nummer 1" nachdenken. Viele Frauen glauben an ihren grossen Traum der ersten Liebe. Die Mehrheit der Männer vergisst das leicht. Es tut mir leid, ich sage nichts Schlechtes über Männer. Es ist einfach so. Das ist Statistik, das ist, warum unsere Unternehmung ausbalanciert funktioniert, und es passiert auf natürliche Weise.

Viele Leute haben eine Tendenz zu glauben, dass Männer Dinge besser tun können. Wir denken, selbst wenn Männer besser wären, müssten wir Frauen rein bringen, und diese Frauen stellen wiederum Frauen an, und so haben wir es getan. Ich weiss nicht, wie viele Hightech-Unternehmungen weltweit einen Frauenanteil wie wir von 49% haben. Wir sind stolz darauf.

 

Fragen und Antworten 4: 

g. Zur Globalisierung.

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Jack Ma: Ich denke, dass Globalisierung nicht gestoppt werden kann. Niemand kann Globalisierung stoppen. Niemand kann Handel stoppen, und ich bin überzeugt, dass wenn Handel stoppt, beginnt der Krieg.

Handel verhindert Kriege, Handel verursacht keine Kriege. Ich meine, dass Globalisierung eine fantastische Arbeit in den letzten 30 Jahren getan und viele Länder reicher gemacht hat.

Aber natürlich hat sie auch viele Probleme verursacht: Junge Leute haben nicht genügend Möglichkeiten, kleine Unternehmungen haben nicht genügend Möglichkeiten, Entwicklungsländer können zu wenig partizipieren.

Aber es sind erst 30 Jahre vergangen. Die Globalisierung ist noch eine Baby, sie wächst noch, du musst es verbessern. Wenn du es nicht verbessern willst, dann bring es um. Das ist einfach. Meistens bringen sie Dinge um, das ist viel einfacher.

Ich bin davon überzeugt, dass es die Aufgabe unserer Generation ist - heute haben wir eine bessere Technologie, ein besseres Wissen über die Globalisierung, so ist es die Verantwortung und Chance unserer Generation, sie zu verbessern. 

Sag mir, wie sollen wir die Globalisierung stoppen? Jetzt kommen künstliche Intelligenz und Roboter. Mein Grossvater sagte, dass er 16 Stunden täglich arbeitete und sehr beschäftigt war. Wir arbeiten 8 Stunden am Tag und sagen, dass wir sehr beschäftigt sind. Unsere Kinder werden nur noch 3-4 Stunden pro Tag in einer 4-Tageswoche arbeiten, und ich wette, dass auch sie sagen werden, dass sie sehr beschäftigt sind.

Wenn du jetzt 4 Stunden täglich und 4 Tage wöchentlich arbeitest, was wirst du tun? Du wirst rumreisen, weil du nicht die ganze Zeit zuhause bleiben kannst. Du reist. Vor 30 Jahren hast du vielleicht 20-30 Städte in deinem Leben besucht. In 30 Jahren werden die Jungen 300 Städte im Leben besuchen, weil sie mobil sind.

Wie kannst du das stoppen? Es ist unmöglich. Wenn man sich darüber im Klaren ist, ist die einzige Möglichkeit, die Globalisierung zu verbessern, sie einfacher zu machen. Globaler Handel muss einfacher werden. Er muss modernisiert werden. Er muss allen die Möglichkeit zum Mitmachen geben. Das ist meine starke Botschaft.

Es tut mir leid für die WTO, sie hat einen grossartigen Job in den letzten Jahren gemacht, wo sie 200 Regierungen und Minister in einen Raum gebracht hat. Aber wie sollen sich diese auf etwas einigen, richtig? Weil ich dein Land nicht mag, egal wie gut dein Vorschlag ist, sage ich Nein. Wenn wir 200 Geschäftsleute in einen Raum bringen, werden sie sich sicher auf irgendetwas verständigen.

Ich bin davon überzeugt: Die nächste Generation der Globalisierung muss inkludierend sein, sie muss Möglichkeiten für die Involvierung junger Leute schaffen.

Die erste Globalisierung der Menschheitsgeschichte war unter der Kontrolle einiger weniger Könige und Kaiser. Die Globalisierung der letzten 30 Jahre war unter der Kontrolle von 60'000 Grossunternehmen. Wenn du nicht in einem grossen Unternehmen bist, wenn du nicht in einem reichen Land lebst, hast du keine Chance.

Für die nächsten 30 Jahre wette ich, dass wir 6 Millionen oder 16 Millionen oder 60 Millionen Unternehmen haben werden, die in die Globalisierung involviert sein werden.

Ich bin davon überzeugt, dass wir das ermöglichen werden. Zusammen mit vielen Leuten. Möglicherweise mit Euch. Mit dem Handy - falls die Menschen in 30 Jahren noch mobile Telefone benützen - kannst du global einkaufen. Willst du etwas von Kenia kaufen? Du klickst. Du willst etwas von Norwegen kaufen? Du klickst. Globales Einkaufen, globales Verkaufen.

Hast du ein kleines Ding ohne Internet, kannst du das nur in deinem Dorf oder in deiner kleinen Stadt verkaufen. Heute kannst du über die Grenze verkaufen. Globale Zahlungsmöglichkeiten, globale Lieferung und globales Reisen. Das einzige, was du dazu benötigst, ist ein mobiles Telefon, bald nicht einmal mehr ein Pass. Dies wird tatsächlich in 10 Jahren passieren. 

Und das ist die Botschaft: Lasst uns diese Chance ergreifen. Falls du dich darüber beklagst, dann werde es andere Menschen tun. Wenn du die Chance jetzt ergreifst, dann wirst du der nächste Alibaba sein.

Leute wie ich sind in einer sehr armen Familie geboren worden. Ich habe nie eine grossartige Ausbildung gekriegt. Ich habe alle Prüfungen vermasselt, wieso, weiss ich nicht. Aber später realisierte ich, ich habe kein Geld, ich habe keine Technologie, ich habe keinen Hintergrund mit einem reichen Onkel oder so.

Das Einzige, wofür ich mit meinen jungen Leuten kämpfe, ist die Weitsicht. Lasst uns für 10 Jahre später kämpfen. Das ist es, wovon ich überzeugt bin, was in 10 Jahren passieren wird. Also alles, was ich für dieses Ziel tue, weil ich weiss, was in 10 Jahren passieren wird - also bereite dich darauf vor, es ist eine Vorbereitung.

Weil ich weiss, wenn ich für Dinge im nächsten Monat kämpfe, habe ich keine Chance. Das ist meine Botschaft, es ist eine Herausforderung, aber es ist auch eine Chance. Es ist die Chance für Leute, wie euch.

Das schwierigste Ding ist, die heute erfolgreichen Leute zu überzeugen. Ich sage ihnen, dass das eine grossartige Möglichkeit ist, und sie sagen, Nein-Nein-Nein, vergiss es! Richtig? - Wir machen das so seit 40 Jahren. 

Aber für Menschen wie wir, wir suchen nach Chancen, um zu Überleben. So werden wir alles tun, um kreativ zu sein. Das ist die Botschaft, die nächsten 30 Jahre werden die Chance für uns sein und eine Herausforderung für Menschen, die 60 Jahre alt sind. Wenn man 60 Jahre alt ist (schüttelt den Kopf). Ich diskriminiere sie nicht, aber es wird schwierig für sie werden.

 

Fragen und Antworten 5: 

h. Zum Glück mit globalem Konsum?

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Jack Ma: Natürlich, denn ohne Konsum sind wir definitiv nicht glücklich, richtig?

Es ist so: Für Leute wie mich, meinen die Leute - sie sagen: "Jack, du bist sehr reich". Aber ich habe keine Zeit, das Geld auszugeben.

Und ich weiss, dass dieses Geld nicht mir gehört. Wenn ich 1-2 Millionen verdiene, dann ist es mein Geld. Wenn du 20 Millionen hast, dann kommen die Probleme. Der Dollar verändert sich, der Markt verändert sich, ein Problem. Wir sind jetzt über 1 Milliarde schwer.

Das ist eine Verantwortung, weil die Gesellschaft dir vertraut hat, dass du das Geld besser verwalten kannst. Wenn du glaubst, dass das dein Geld ist, dann kommst du in Schwierigkeiten. 

Das ist meine Überzeugung. Wie kann ein Mensch 20 Millionen oder 2 Milliarden besitzen? Egal, wie hart du arbeitest, du solltest nicht 2 Milliarden besitzen. Das Geld, dass die Leute auf dich setzen, ist das Vertrauen und der Kredit, den du hast.

Also sollst du Geld besser einsetzen, als es die Regierung tut. Du sollst das Geld besser einsetzen, als es andere Leute tun. Also Konsum ja, innerhalb einer Dienstleistungsbranche, ja.

Lasst mich eines erklären: Die künstliche Intelligenz und Roboter werden viele Jobs eliminieren. In der Zukunft werden Maschinen sie ausführen.

Wir müssen eine stärkere Dienstleistungsbranche kreieren. Service wird aufkommen. Service hat viel mit Konsum zu tun. Also der Konsum gibt der Dienstleistungsbranche viel Hoffnung. Aber du musst Konsum und Dienstleistung in einzigartiger Art und Weise tun.

 

Fragen und Antworten 6: 

i. Zur Philanthropie.

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Ich denke, dass es bei Spenden nicht darum geht, anderen zu helfen, sondern dir selbst. Ich hatte eine schwierige Diskussion mit meinen Kollegen vor mehreren Jahren. Da war ein grosses Erdbeben in China und ein grosses Erdbeben in Japan. So spendeten wir - ich weiss nicht mehr die exakten Zahlen - 25'000 Dollars an Japan und 15'000 Dollars an China.

Die Leute haben uns gefragt, wieso wir nur so wenig geben, da wir doch viel Geld hätten. Mein Punkt ist, egal wie viel Geld du gibst, ob 2 oder 20 Millionen. Dieses Geld ist verglichen zur benötigten Menge winzig. Du kannst nicht viele Dinge damit ändern.

Das Ding, das du geben kannst, ist, dass du dich selbst veränderst und damit die Welt veränderst. Du musst dich selbst verändern, richtig?

Und das nächste Ding ist, es geht um Massnahmen, die Beteiligung ermöglichen, es geht nicht darum, Geld zu geben. Es geht darum, bei den Menschen das Bewusstsein zu wecken.

So wie meine Globalisierung hier in Davos gewachsen ist. Als ich 2001 als Young Global Leader nominiert wurde, hatte ich keine Idee, was Davos ist, wo es ist und was ein Young Global Leader sein soll.

Aber ich kam hierher, hörte und lernte über diese globalen Einwohneranteile, die Globalisierung und alle diese Dinge und ich wuchs damit. Es wurde meine Philosophie. Es veränderte mich und ich sagte Schwab, dass jedes Mal, wenn ich nach Davos komme, ich Zeit mit jungen Leuten verbringen will, weil ich in jungen Jahren vom Young Global Leaders-Programm profitieren konnte, wenn ich Bill Gates, Bill Clinton, George Soros und all diesen Leute zuhören konnte.

Zu dieser Zeit waren wir nicht so viele Leute, sehr einfache Einrichtungen, sehr kalt, 30 Minuten im Bus, um hierher zu kommen, unglücklicherweise, aber das ist gut. Das war es, was wir einzubringen hatten, um damit zu wachsen. Heute bedeutet es für mich, Zeit mit Euch zu verbringen, einen Austausch, der nicht unbedingt mit Geld aufzuwiegen ist.

Das bedeutet für mich Philanthropie. Mit Almosen kannst du nicht die Welt verändern. Was wir tun können ist, Philanthropie im Herzen zu haben, dann kannst du viele Dinge tun.

Ich habe leider vielfach Leute gefunden, die Geld machen im Herz haben, aber Dinge wie ein Philanthrop tun. Was wir tun sollten, ist ein philanthropisches Herz haben, aber geschäftsmässig handeln. Ich hasse Leute sehr, die das Umgekehrte machen. Sie wollen Geld machen, aber sprechen wie ein Philanthrop. Und machen es wie ein Philanthrop und vernichten viel Geld.

So, das ist was ich meine und es ist so: Wenn du willst, dass dein Team mit dir dein ganzes Leben weiterarbeiten will, dann musst du den Samen der Fürsorge für die Welt für andere pflanzen. Ab dem ersten Tag, wo sie zu dir kommen.

Ich mag Unternehmen nicht, die viel Geld machen, und dabei Umweltverschmutzung oder Produktefälschungen in Kauf nehmen und am Ende des Jahres etwas Geld spenden. Das ist nicht gut. Die philanthropische Idee muss im Geschäftsmodell eingebettet sein.

 

Fragen und Antworten 7: 

j. Zu Vision und Glaube.

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Jack Ma: Als Junge - nicht einmal heute glaubte ich, dass ich je hier sein werde. Ehrlich, ich dachte das nie. Aber als Junge, wenn ich zurückblicke, habe ich von jedem Problem, das ich angetroffen habe, profitiert.

Ich hatte so oft Misserfolg. Vielleicht wissen die Leute, dass ich mich für so viele Jobs beworben habe. Über 30 Jobs, jedes Mal abgelehnt, ich kriegte nicht die geringste Chance.

Bei den Interviews für einen KFC-Job wurden 23 angenommen, ich war der Einzige, der abgelehnt wurde. 6 Leute haben sich für einen Job bei der Polizei beworben, 5 wurden angenommen - ich war der Einzige, der abgelehnt wurde.

Mein Cousin und ich haben uns in einem 5-Sterne-Hotel in meiner Stadt als Kellner beworben, wir warteten zwei Stunden lang in einer langen Schlange, er wurde akzeptiert, ich wurde abgelehnt.

Meine Mutter schaute mich ziemlich verzweifelt an, wisst ihr. Aber ich wusste, dass der Grund hierfür ein Training für mich war. Bevor ich 30 Jahre alt bin, ernte ich Misserfolg. Leute verlieren, aber geben nie auf.

Ich dachte, da ist eine Möglichkeit: Später war ich Lehrer an der Universität während 6 Jahren. Im fünften Jahr wurde ich von den Studenten zum besten Lehrer meiner Universität gewählt. Ich sagte zu mir, dass ich alles, was ich meinen Studenten erzähle, aus Büchern gelernt hatte.

Wie wäre es, wenn ich 10 Jahre weggehen und Erfahrungen sammeln würde, egal ob positiv oder negativ und dann zurückkäme und diese Erfahrungen lehren würde? Das war meine ursprüngliche Idee, wieso ich Alibaba gegründet habe.

So habe ich nie gedacht, dass ich reich würde. Ich habe nie gedacht, dass ich erfolgreich sein würde. Ich habe nie gedacht, dass wir 18 Jahre überleben würden. Und dann haben wir es geschafft. Das Einzige, was wir heute tun sollten, ist die Erfahrung und das Know-how zu teilen, vor allem die gemachten Fehler sollten wir mit anderen teilen.

Das ist meine Denkweise. Denkt daran, wenn ihr erfolgreich sein wollt, dann lernt von den Fehlern der anderen. Lernt nicht von den erfolgreichen Geschichten.

Erfolgsgeschichten können zu falschen Schlüssen führen - hört nicht darauf. Es sind viele Gründe dahinter, wie zum Beispiel: Ich erinnere mich, als die Havard Business School das erste Mal zu uns kam und wie sie sagten, Jack wir wollen eine Fallstudie für dich schreiben. Es war 2001 und somit also über das Jahr 2000. Sie kamen eine Woche lang und schrieben ihren Bericht.

Ich habe ihn gelesen und sagte, "Nein, das sind wir nicht" - "Doch, das seid ihr" - "Nein, das sind wir nicht" - "Doch, das seid Ihr" und unterzeichneten es, und es ging nach oben und wurde an vielen Universitäten gelehrt.

Über 5 Jahre haben sie mich zu Fallstudien eingeladen, und sie haben immer ein Unternehmen gefunden, das mit uns im Mitbewerb stand. Und nach jeder Fallstudie kam heraus, dass Alibaba sterben und das andere Unternehmen erfolgreich sein würde. Alle Studenten waren mit dieser Folgerung einverstanden. Nach jeweils 5 Jahren waren die Mitbewerber alle gestorben und wir haben überlebt.

Also, wie könnt ihr solche Erfolgsgeschichten studieren? Lernt von den Fehlern der anderen Leute, egal wie clever ihr seid, ihr werdet diesen Fehlern begegnen. Ihr werdet nicht aus Fehlern lernen, weil ihr in der Lage seid, sie zu verhindern, sondern weil ihr wisst, wie ihr mit diesen Fehlern und dem Leid umgehen und wie ihr sie angehen müsst.

Das Buch, dass ich schreiben möchte, wenn ich wollte und wenn ich es könnte, wären Alibaba und die 1001 Fehler. Das ist das, was mich in meinem Leben am meisten geprägt hat. In meinem Leben war es nicht der Erfolg, den wir erreicht haben, sondern wie wir durch die harten Zeiten und Fehler gegangen sind. Wenn du jetzt zu denken beginnst, dann ist das gut. Wenn du mich fragst, ob ich das als Junge gedacht habe, dann habe ich das nie so getan. Nie.

 

Fragen und Antworten 8: 

k. Zur Bedeutung der Technologie.

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Jack Ma: Als ein Unternehmen, das 15 Milliarden US$ in Forschung und Entwicklung im Hightech-Umfeld investiert, hoffe ich, dass wir unseren Profit aufgrund der Technologie verstärken werden.

Also nicht wegen unserer Grösse. Sondern wegen der Technologie. Also müssen wir in unsere Technologie investieren.

Aber ich mag die Debatte nicht, dass künstliche Intelligenz und Big Data die Menschen bedrohen sollen. Ich denke, dass künstliche Intelligenz Menschen unterstützen soll. Die Technologie soll immer etwas tun, was die Menschen zu Dingen befähigt, anstatt sie unfähig zu machen. 

Als die Dampfmaschinen kamen, als die Autos kamen, haben die Leute sie gehasst. Heute denken wir, dass Autos gut sind. Aber als Autos das erste Mal entwickelt wurden - versuchten speziell die Reiter alle Autos zu zerstören, die sie sahen.

So denke ich, dass Leute wie wir, die das Geld und exzellente Ressourcen an jungen Menschen haben, Geld in Technologie investieren sollten. Um Menschen zu befähigen, zu bemächtigen, das Leben besser zu machen. Das ist es, wo wir investieren wollen.

Und ich denke, dass künstliche Intelligenz - unabhängig wie gut künstliche Intelligenz ist - wenn sich Menschen zukünftig mit Maschinen im Wissen messen wollen - hast du keine Chance.

Computer werden immer schlauer als du sein. Wenn da ein Auto ist, dann vergiss es, selbst ein Loch schneller umfahren zu wollen. Wenn da ein Flugzeug ist, denk nicht, dass du besser fliegen kannst. Wenn da ein Computer ist - du weisst es - er wird gescheiter als du sein. Sie vergessen nie, sie erinnern sich an alles, sie werden nie böse, sie rechnen schneller.

Aber Computer können nie so weise wie ein Mensch sein. Was ist der Unterschied zwischen gescheit sein und Weisheit? Meine Sicht ist es, dass gescheite Leute Dinge sehen, die andere Leute nicht sehen. Weise Leute sehen Dinge, die sie nicht zu sehen vorgeben. Gescheite Leute wissen, was sie wollen. Weise Leute wissen, was sie nicht wollen. Der weise Mensch weiss nur, dass er das nicht will. Dann weisst du, was du willst. So denke ich, das ist das Geld, das wir investieren, um Menschen zu unterstützen, nicht um Alibaba zu unterstützen. Dieses Labor steht der ganzen Welt offen. Es unterstützt überhaupt nicht nur Alibaba. 

 

Fragen und Antworten 9: 

l. Zu Leadership. 

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Jack Ma: Ja, ich denke, dass das eine gute Frage ist. Ich habe darüber nachgedacht. Zuerst ist es dein natürlicher Instinkt. Du musst etwas haben, das dich unterscheidet. Zweitens benötigst du Übung. Du musst durch all diese harten Erfahrungen geübt sein, aber das ist positiv.

Ich habe einige grosse Leader in der Welt getroffen und sie sind immer positiv, sie beklagen sich nie über andere, sie beklagen sich nie. 

Und sie betrachten die Dinge auf eine andere Art, als dass es normale Leute tun. Ich denke, dass die Leute in meinem Unternehmen mich zuerst nicht mochten, weil ich immer über die nächsten 5 Jahre, 10 Jahre nachdachte.

Aber nachdem wir 3 oder 5 Jahre zusammen gearbeitet hatten, sagten sie, ja du hast recht. Dann erhältst du das Vertrauen, das Ansehen.

Als CEO musst du immer alle unglücklichen Dinge sehen, wenn alle anderen die glücklichen Dinge sehen. Du musst alle glücklichen Dinge sehen, wenn alle anderen die unglücklichen Dinge sehen.

Also Führungsqualität bzw. Leadership ist natürlich, aber du musst es üben und lernen. Ich habe meine Führungsfähigkeit bzw. Leadership in Davos immer auf den neuesten Stand gebracht.

Ich sehe so viele Leute - Finanzen - wie viele Leute kennen hier Alipay? Danke. Die Entscheidung über Alipay wurde hier in Davos getroffen. Ich hatte über Alipay nachgedacht.

Aber ich habe es lange nicht gewagt, Alipay auf den Markt zu bringen, weil in China, wenn du zu dieser Zeit etwas im Finanzbereich ohne Lizenz gemacht hast, ins Gefängnis gekommen wärst. Also ging ich zu den Banken und bat sie für die Abwicklung von Online-Transaktionen um Hilfe und sie sagten Nein, nein, nein, keine Bank würde solche Transaktionen akzeptieren.

Also wenn da kein Alipay ist, kein Zahlungsmittel vorhanden ist, würde E-Commerce nirgends hingehen können. 2004 war ich hier in Davos und habe einem Vortrag von zwei Staatsmännern über Leadership zugehört. Sie sagten, dass Leadership etwas mit Verantwortung zu tun hat.

Du glaubst daran, aber die Menschen glauben es nicht. Aber wenn du denkst, dass es erfolgskritisch ist, dann solltest du bereit sein, jeden Preis dafür zu bezahlen, der nötig ist, um es zu tun. 

Das änderte meine Haltung, und ich habe mein Team angerufen und gesagt, lasst es uns innerhalb eines Monats auf den Markt bringen. Wenn jemand ins Gefängnis gehen muss, dann werde ich ins Gefängnis gehen. Wer wird der Zweite sein, der mir folgt, wenn ich im Gefängnis bin und der weitermacht? Und wenn du ins Gefängnis gehst, dann machst du weiter usw.

Das wurde Leadership-Entschlossenheit genannt. Und 2004 habe ich hier die Entscheidung getroffen, ich habe reagiert, und wir haben Alipay lanciert und heute ist es so gross und über 800 Millionen Menschen benützen Alipay weltweit. Das ist cool. Ja.

 

Fragen und Antworten 10: 

m. Zur Führungsrolle. 

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Jack Ma: Gut, ich bin glücklich, dass ich 18 Mitgründer habe und die Mehrheit von ihnen waren meine Studenten. In meiner Wohnung erzählte ich ihnen meinen Traum und meine Vision und wir haben es auf Video aufgenommen.

Das Lustige ist, dass ich am ersten Tag, als wir Alibaba lancierten, gesagt habe, lasst uns alles aufnehmen, jedes unserer wichtigen gemeinsamen Meetings auf Video aufnehmen.

Mit dem Zweck, dass wenn wir eines Tages Misserfolg haben sollten, wir die Bänder an die Leute geben würden, die dann untersuchen würden, warum wir Misserfolgt gehabt haben. Wenn wir Erfolg haben, dann geben wir die Videos den Havard-Leuten.

So haben wir fast ein ganzes Haus voll von Videos. Auf dem ersten Video spreche ich während 2 Stunden und die Leute haben mich angeschaut und gesagt, ok, ist es das, was du tun willst? Ja, das ist das, was ich tun will.

Ich wusste nichts über Technologie, wusste nichts über Management, wusste nichts über - es gibt viele Dinge, die du tun musst. Zuerst musst du Leute finden, die gescheiter als du sind. Zuerst suche ich immer Menschen, die mehr über Computer wussten, als ich. Buchhaltung? Gescheiter als ich. Während so vieler Jahre ich habe immer Leute gesucht, die gescheiter als ich waren. Und wir haben so viele gescheite Leute gefunden.

Mein Job ist es, sicherzustellen, dass kluge Leute miteinander zusammenarbeiten können. Wenn gescheite Leute miteinander zusammenarbeiten können, ist es einfacher an, dass die Vision geglaubt wird. 

"Dumme" Leute arbeiten ja leicht miteinander zusammen. Aber gescheite Leute können nie einfach miteinander zusammenarbeiten! Aber die "dummen" Leute, die zwar einfach zusammenarbeiten können, glauben nicht an die Vision. Und die Leute, die an die Vision glauben, arbeiten nicht zusammen!

So es ist sehr wichtig, dass man gescheite Leute findet, und meine Aufgabe sind zwei Dinge: Sicherzustellen, dass sie zusammenarbeiten und die Kultur ist wichtig.

Du musst ein langfristig starker Führer sein, aber du musst auch im Hier und Jetzt überleben können. Wenn du heute nicht überleben kannst, dann bist du weg. 

Der beste Weg, um das eigene Unternehmen zu fördern, bist nicht du, bin nicht ich als CEO des Unternehmens. Der beste Weg sind deine Produkte und Dienstleistungen, Deine Angestellten. Das erste Produkt deines Unternehmens ist der Angestellte. In den ersten Zeiten habe ich sehr viel Zeit in die ersten 2000 Mitarbeiter von Alibaba investiert.

Ich habe mit jedem rund 2 Stunden gesprochen, als sie zu uns gekommen sind. Ich sagte ihnen, ich werde dir nie versprechen, dass du reich wirst. Ich werde dir nie versprechen, dass du befördert wirst. Aber ich verspreche dir, dass du leiden wirst. Ich verspreche dir, dass du ein entsetzliches Leben haben wirst - alle diese schrecklichen Dinge verspreche ich dir, wenn du zu diesem Unternehmen kommst.

Aber wenn du gute Dinge versprichst, dann verführst du sie, weil ich das auch nicht mir selbst versprechen kann. Wir wissen, dass das die Zukunft sein wird, aber wir sind nicht sicher, dass wir dort sein werden. Aber wenn wir nicht zusammenarbeiten, werden wir alle unseren Job verlieren. So geht das.

 

Fragen und Antworten 11: 

n. Zur Bildungsherausforderung. 

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Jack Ma: Lass mich eines sagen. Ich habe nie gedacht, dass ich ein CEO sein würde. Ich habe später nie gedacht, dass ich ein guter CEO werden könnte. Eines der Dinge, die ich von Lehrern gelernt habe ist, dass ein wichtiger Charakterzug von Lehrern ist: Der Lehrer erwartet immer, dass seine Studenten besser werden. Er will, dass dieser Student ein Banker wird, dass dieser Student ein Bürgermeister wird, oder dieser Student wird ein Wissenschaftler.

Das ist alles, was Lehrer wollen. Wenn du nicht diese Art des Denkens hast, dann bist du ein lausiger, ein schrecklicher Lehrer. Gute Lehrer wollen immer, dass die anderen Leute besser sind. Du willst ja auch nicht, dass dieser Lehrer im Gefängnis ist, dass der andere Lehrer bankrott ist und dieser Lehrer wer weiss was ist.

Als CEO habe ich mich darauf trainiert - ich will immer, dass jene Leute, die zum Unternehmen stossen, es besser tun, als sie gedacht haben. Alles, was ein Unternehmen tun soll, ist eine gute Voraussetzung für ein gutes Training für sie zu schaffen. Positiver sein und alles was notwendig dazu ist, ist zu tun. Das ist ein Lehrer. Und Lehrer meint nicht, ich weiss es besser als du. Alles, was ich besser als du weiss, weiss ich, weil ich es von anderen gelernt habe. Ein Lehrer sollte immer daran denken. Ein Lehrer sollte immer alles teilen. Ein Lehrer soll immer erwarten, dass die anderen Menschen besser sind als er.

Und übrigens: Ausbildung ist jetzt eine grosse Herausforderung. Falls wir nicht den Weg ändern, wie wir lehren, dann werden wir in 30 Jahren in Schwierigkeiten stecken, weil der Weg, wie wir lehren, die Dinge, die wir unseren Kindern lehren, der Art und Weise der letzten 200 Jahren entspricht und auf Wissensvermittlung basiert.

Und wir können nicht unsere Kinder so gut ausbilden, dass sie mit den Maschinen konkurrieren können, die gescheiter als sie sind. Wir müssen sie etwas Einmaliges lehren und so ausbilden, dass eine Maschine nie die gleichen Fähigkeiten hat wie das Kind. So haben unsere Kinder in 30 Jahren eine Chance. Ich hoffe, dass ich Ihre Frage beantwortet habe.

Was sind die Schlüsselfelder, die wir den Kindern vermitteln müssen? Werte, Glaube, unabhängiges Denken, Teamwork, Fürsorge für andere, das sind die soliden Bestandteile. Wissen lehrt dich das nicht. Daher denke ich, dass wir unseren Kindern Sport, Musik, Malen, Kunst lehren müssen, um sicherzustellen, dass sich der Mensch von Maschinen unterscheidet - alles was wir lehren, soll uns von den Maschinen unterscheiden. Falls es die Maschine besser tun kann, dann musst du darüber nachdenken.

 

Fragen und Antworten 12: 

o. Zum Thema Mitarbeiterumschulung. 

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Jack Ma: Glücklicherweise habe ich nicht viele solcher Situationen in meiner Unternehmen, weil wir jeden Tag für die Zukunft kämpfen. Wir wissen, dass wenn wir nicht hart arbeiten, Facebook, Google, Amazon und alle diese Typen es besser machen werden. Deswegen haben wir einen globalisierten Wettbewerb. Aber wir wissen, dass es nicht um einen Technologie-Wettbewerb geht.

Von meinen 18 Mitbegründern sind nur 2-3 Ingenieure. Heute haben wir mehr als 25'000 Ingenieure. Das sind alles gescheite Menschen. Sie machen eine sehr viel bessere Arbeit als wir noch vor 18 Jahren.

Aber das einzige Ding, das ich sicherstellen will ist, dass diese Menschen ein philanthropisches Herz haben, weil wir die Daten und die Technologie haben und wenn sie kein grosses Herz hier drin haben, dann werden wir ein Desaster in der Welt anrichten.

Google, Facebook, Amazon, Alibaba - diese Unternehmen haben in diesem Jahrhundert am meisten Glück gehabt. Und wenn wir so viel Glück haben, dann bedeutet das Verantwortung und dass wir ein gutes Herz haben müssen, um etwas Gutes zu tun.

Aber der andere Punkt, den ich erwähnen möchte ist, dass alles, was du tust, für die Zukunft sein soll.

Kennt ihr den Single's Day? Der Single's Day ist ein Einkaufstag, den wir für den 21. November kreiert haben. Letztes Jahr haben wir über 25 Milliarden US$ Umsatz gemacht. An einem Tag. Und in den ersten 10 Minuten rauschten 17-18 Millionen Menschen durch den Shop, um über das Handy einzukaufen. Also du musst sicherstellen, dass das System gut genug ist. Wir mussten 270'000 Transaktionen pro Sekunde verarbeiten. OK, könnt ihr euch das vorstellen? 270'000 Transaktionen pro Sekunde!

Falls wir nicht diese leistungsfähigen Computer hätten, würde das ganze System zusammenbrechen, weil wir 700 Millionen Menschen haben, die auf das Bezahlen warten. Wieso tun wir diese Verrücktheit für einen Tag? Weil wir die Technologie testen wollten. Diese Technologie soll Wachstum ermöglichen.

Weil wir wissen, dass wir heute in China täglich vielleicht 100 Millionen Pakete ausliefern. In 5 Jahren wird die ganze Welt 1 Milliarde Pakete pro Tag ausliefern. Denkt über die nötige Technologie nach. Sind wir bereit dazu? Der Single's Day ist also dazu da, diese Technologie auszuprobieren, damit sie wachsend skalierbar ist. Um sicherzustellen, dass der Markt sie treibt, nicht der Chef.

 

Fragen und Antworten 13:

p. Zum Umweltbewusstsein. 

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Jack Ma: Lasst mich zuerst Folgendes sagen. Jede Umweltkatastrophe reflektiert das Herz des heutigen Menschen, weil wir viel zerstörten, weil wir zu viel benützten. Denkt über den heutigen Menschen nach.

Die letzten 200 Jahre waren aufgrund der wissensbasierten Technologie oder den wissensbasierten Trainingssysteme so ausgelegt, dass wir immer mehr bekamen. Wir wollen immer mehr Dinge.

Wir gehen zum Mond, wir gehen zum Mars, wir gehen da und dort hin, wir schauen immer nach draussen. Menschen schauen nie nach innen. Wenn du nicht das Nachinnenschauen hast, wirst du nie weise sein. Wenn du nicht weise bist, wirst du nie wissen, was du nicht willst.

Heute kriegen die Menschen sehr viel mehr, als sie erwarten könnten. Daher ist die Umweltverschmutzung - das ganze Zeug, was passiert ist - die Folge davon, dass die Menschen gierig und arrogant werden. Das ist, wieso Big Data, die Daten-Technologie versucht, das Innere des Menschen zu verstehen. 

Daten zeigen das Verhalten der Menschen. Glaubt mir, die Maschinen werden euch besser kennen, als ihr euch selbst. 

Habt ihr Filme mit Kartenspielern gesehen? Die sind grossartig. Schaut ihnen in die Augen. Wenn er eine gute Karte kriegt, wird sich sein Auge bewegen. Normale Leute sehen das nicht. Die Maschine sieht alle Details. Maschinen kennen euch besser.

Was ich also sagen würde ist, dass in den nächsten 100 Jahren Menschen versuchen werden, nach innen zu sehen. Wir werden viele hässliche Dinge von uns selbst sehen.

Beim wissensbasierten Sehen sehen wir die hässlichen Dinge der anderen und gute Dinge.

Wir schauen nach Innen. Das ist die chinesische Philosophie. Chinesen glauben, dass es immer um die innere Betrachtung geht. Wir sollten drei mal täglich das Innere überprüfen. 

Das ist nicht immer zu schaffen, aber du kannst das tun. Wenn du das tust, dann bist du gut. Also zur Umwelt hast du recht: Wenn wir keine Massnahmen umsetzen, wird das ganze Geld, das wir machen, im Spital verbraucht werden. Für Medizin.

Unsere Kinder werden in grosse Schwierigkeiten geraten. Also lasst uns das in Ordnung bringen. Zuerst lasst uns unsere Herzen in Ordnung bringen, unser Wissen in Ordnung bringen, unseren Glauben in Ordnung bringen. Wenn wir einen Glauben, eine Religion, einen Wert haben, dann ist das besser.

Also das ist ist es, was mich betrifft, was ich denke ist, was die jungen Leute immer haben müssen: Werte, eine Berufung. Wenn du etwas zum Glauben hast in deinem Herzen, dann wirst du unterschiedlich sein. Das ist es, worauf sich die Ausbildung der nächsten 30 Jahre konzentrieren sollte.

 

Fragen und Antworten 14: 

q. Zur Motivation von Angestellten. 

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Jack Ma: Wie ich meine Kollegen motiviere, wie ich sie ansporne? Du musst Menschen finden, die sich selber mobilisieren können. Es ist unmöglich, eine negative Person zu ermutigen. Also die Menschen, die du anstellst, mit denen du zusammenarbeitest, die müssen positiv sein - wir haben heute 65'000 Angestellte, du kannst sie nicht alle in dieser positiven Weise anstellen.

Aber zumindest die Leute, die mit mir direkt zusammenarbeiten. Mein Management, mein Leadership-Team, einige Ebenen müssen positiv sein. Sie müssen wissen, wie sie die anderen anspornen können. Ich kann nicht alle und jeden selbst anspornen. Die Kultur dazu ist sicherzustellen.

Ich denke, es wäre sehr mühsam für mich, wenn ich mit meinem Vizepräsidenten sprechen und ihn anspornen und die die ganze Zeit mobilisieren müsste, richtig? Das würde nicht funktionieren. Wenn er nicht weiss, wie er seine Mitarbeiter anspornen und mobilisieren kann, dann wäre es besser - dann, denke ich, dass er nicht der Vizepräsident sein würde.

Er sollte dann ein guter Ingenieur, ein guter Designer sein, aber kein guter Chef. Eine gute Führungsperson sollte wissen, wie sie motivieren kann - aber nicht nur mit Geld.

Viele der Leute sind angespornt, aber nicht, weil sie viel Geld erhalten. Du gibst ihnen Respekt, Vertrauen, Anerkennung und korrekten herzlichen Rat.

Wenn ihr zu meinen internen Meetings kommen würdet, dann wärt ihr geschockt, weil wir nicht wie die anderen chinesischen Firmen sind, wo der Boss etwas sagt und alle es aufschreiben und dann runter gehen.

Wir sind wie ein Kampfraum. Wir treffen Entscheidungen basierend darauf, wessen Stimme lauter ist, versteht ihr? In den frühen Tagen wir haben gekämpft, gesprochen und sichergestellt, dass alle gesprochen haben. So, das ist auch ein Weg, um zu mobilisieren und anzuspornen. 

Es gibt viele Wege um zu mobilisieren, unterschiedliche Leute haben unterschiedliche Wege um anzuspornen.

Wie lange ich schlafe? Ja, ich habe ein Problem, ich meine, ich schlafe nicht sehr kurz, aber nicht gut und ich esse nicht viel. Das ist etwas, worüber ich mir Gedanken mache, ich bin sehr wählerisch beim Essen und manchmal möchte ich wissen, was sind die Dinge, die mich in dieser Art und Weise arbeiten lassen.

Aber mit Sicherheit würde ich kollabieren, wenn ich mir einen Monat Ferien nehmen würde. Ich denke, da ist etwas in meinem Herzen, eine Berufung. Zu Beginn war es eine Berufung mit 18 Leuten. Heute sind es 65'000 Menschen, die alle an die Berufung, an die Mission glauben.

Wenn ich aufgebe - ich kann meine Position aufgeben, aber ich kann nicht meine Berufung aufgeben. Wenn ich diese aufgebe, dann werden es alle nicht mehr verstehen. Speziell für ein Unternehmen wie Alibaba von dieser Grösse. Die Leute würden sagen, dass die Wachstumsrate klein oder rückläufig werden wird.

Also wie würde Alibaba in 10 bis 20 Jahren aussehen? Wie wollen wir wachsen? Unsere Grösse verdoppeln? Was soll die Ausrichtung sein? Wie wollen wir es tun? So verbringe ich viel Zeit mit Denken. Sehr viel Zeit mit Denken. Und ich liebe es zu denken. Das Gute ist, dass ich ein gutes Team habe. Ich übernehme das Sprechen, sie die Arbeit. Ja!

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Panel-Diskussion mit Jack Ma

Fragen an Jack Ma

Die Ansprache von Xi Jinping, Präsident der Volksrepulik China

Die Ansprache von Angela Merkel, Deutsche Bundeskanzlerin

Das Video zur Gründung von Alibaba (1999)

Zahlen und Fakten zum Single's Day 2017

 

Seit 2018 Chief Editor, Mitbegründer, Verwaltungsrat und Teilhaber von smartmyway, Autor, Coach, Mentor und Berater. Vorher als Geschäftsführer von Media Markt E-Commerce AG, Media Markt Basel AG, Microspot AG sowie in den Geschäftsleitungen von Interdiscount AG und NCR (Schweiz) AG tätig.

Experte für Digitalisierung, Agile SW-Entwicklung, Digital-Business, Handel, Sales & Marketing, E-Commerce, Strategie, Geschäftsentwicklung, Transformationen, Turn Around, Innovation, Coaching, erneuerbare Energien, Medien, Professional Services, Category Management, Supply Chain Management