Carolin Kech und die Toleranz.

“Nicht alle, die rechts wählen, sind schlecht” - Blick, 1.8.2023

Roland Voser, 1. August 2023

Eine junge Frau, Mitglied der Juso, hält in Zürich die offizielle Ansprache zum Nationalfeiertag. Nichts Ungewöhnliches, nicht unerwartet passt diese Kombination in die Vorstellung einer Stadt, die den Werten der rechten Schweiz überdrüssig geworden ist, denn - und das ist wichtiger - mit diesem Zeitgeist kann sie bei ihren Städtern nichts falsch machen. Populismus halt. Doch nicht dieser Gedanke hat mich aufgehalten.

Vielmehr die darin erwähnte Studie - die grosse Intoleranz gegenüber Andersdenkenden primär im linken Spektrum verortet, und die Äusserung Kechs dazu: “Wir müssen andere Meinungen tolerieren, auch wenn wir sie nicht gut finden”. 

Mir ist erst jetzt wirklich klar geworden, wie intolerant die heutige Zeit geworden ist. Es hat mich ernüchtert, auch etwas erschüttert. Willkommen im Leben, ist der Ausdruck dazu. 

In meiner Wahrnehmung war das bei uns damals nicht so. Ich hatte von meinen Eltern gelernt, dass man gegenüber anderen tolerant ist, solange sie sich im legalen Rahmen bewegen und nichts und niemanden plagen. Meine Mutter sagte jeweils, Toleranz ja, ohne zwingend anderes Denken und Verhalten übernehmen zu müssen. Ein einfaches Rezept, und danach lebe ich heute noch.

Intoleranz hatte ich das erste Mal bei meinem Sportverein erlebt. Geführt von alternativen Linken hatten mich diese in den 80igern aus dem Handballverein Möriken-Wildegg geworfen: Ich war gerade Offizier geworden und nur ein mittelmässiger Spieler. Staudenmann und Müller haben die beiden geheissen, die damals die Säuberung vorgenommen hatten, die für ihre Turniere ja keine Konsequenzen haben würde. Den Handballverein gibt’s in der Zwischenzeit nicht mehr, Staudenmann und Müller möglicherweise auch nicht.

Ich frage mich also zu diesem 1. August, was die junge Frau denn bezüglich Toleranz von ihren Eltern und in ihrer Schule, dem Gymnasium Stadelhofen, gelernt hat, wenn sie den Grundbaustein der Demokratie - nämlich die Meinung anderer zu tolerieren - erst heute mit 18 Jahren selbst erkennt.

Die Ursache liegt im Grundsätzlichen: Der linke Klassenkampf, offen mit Zerstörung und Gewalt gegenüber Andersdenkenden und Anderslebenden in den Strassen Zürichs geführt, ist für diese antidemokratische Haltung verantwortlich. Nicht nur rechte Spekulation, die notabene legal ist, wie die soziale Marktwirtschaft als Ganzes auch. Wie der Rechtsstaat und die Schweizer Bundesverfassung. Wie unser Land, die Schweiz.

Kampf ist falsch. Krieg ist falsch. Kampf und Krieg benötigen Gegner. Gegnern gegenüber gibt’s kein Pardon. Gegnern gegenüber ist kompromisslose Intoleranz angesagt. Kampf führt letztlich zu Bürgerkrieg. 

Kampf ist aber undemokratisch und muss konsequent verhindert werden. Oder meint Kampf nicht wirklich Kampf, sondern ist nur so ein inflationärer Begriff, wie das Fuck Nazis der linken Bürgerbewegung Campax mit ihrem Vorstandsmitglied Balthasar Glättli, die mit dieser Respektlosigkeit jeden Bezug zum (rechten) Nationalsozialismus und (linken) Stalinismus und deren Abermillionen von Menschenopfern verloren haben? Oder haben sie möglicherweise keine Ahnung von dem, was sie in die Welt herausschreiben?

Klassenkämpfer sind mit den alten linken Frauen und Männern, die heute gut situiert auf Beamten- und Regierungsposten kleben und das alles mehr oder weniger ungehindert zulassen, massgebend für diese unsägliche Intoleranz verantwortlich. Die Demokratie stirbt, wenn legale Rahmen gebeugt und gebrochen werden. 

Trotzdem feiern wir den 1. August. Und ich hoffe, dass sich diese junge Frau mit ihren Gedanken in Richtung Demokratie weiterentwickelt und mit ihr eine hoffnungsvolle Jugend. Das wäre gut und würde mich freuen. 

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(c) 2019: Frauenfeld, Kanton Thurgau, Schweiz, Foto: Maurizio Vogrig.

 

Seit 2018 Chief Editor, Mitbegründer, Verwaltungsrat und Teilhaber von smartmyway, Autor, Coach, Mentor und Berater. Vorher als Geschäftsführer von Media Markt E-Commerce AG, Media Markt Basel AG, Microspot AG sowie in den Geschäftsleitungen von Interdiscount AG und NCR (Schweiz) AG tätig.

Experte für Digitalisierung, Digital-Business, Handel, Sales & Marketing, E-Commerce, Strategie, Geschäftsentwicklung, Transformationen, Turn Around, Innovation, Coaching, erneuerbare Energien, Medien, Professional Services, Category Management, Supply Chain Management