Ernst Ostertag und die Altersdiskriminierung.

«Wenn gendergerechte Sprache zum Kriterium für Subventionen wird, hat das diktatorische Züge» – warum sich ein Schwulenaktivist der ersten Stunde gegen die Zürcher Stadtregierung wendet - NZZ, 29.8.2023

Roland Voser, 29.8.2023

Es ist also wieder soweit.

“1960 verbot der Zürcher Stadtrat Männern, zusammen zu tanzen. Das entsprechende Gesetz bedeutete das Aus für das Lokal des «Kreis». Damit verlor Röbi Rapp seine Zürcher Bühne. Die Repressionen durch die Stadt führten 1967 schliesslich zur Auflösung des «Kreis».”

Razzien und polizeiliche Verfolgung Homosexueller waren damals in Zürich an der Tagesordnung. Nicht nur verbohrte Konservative, auch ordnungsliebende Sozialdemokraten waren Teil der Hetze.

Heute verwehren die Zürcher Stadtbehörden aufgrund fragwürdiger Kriterien die finanzielle Unterstützung für die Kleintheater Stok und Keller 62, was faktisch das Aus dieser Betriebe bedeutet. Die Jury zur Vergabe der Fördergelder kritisierte unter anderem die fehlende «gendergerechte Sprache» des Kellers 62.

Letzteres war das Stammtheater des Paares Röbi Rapp und Ernst Ostertag, die dort im Jahre 2000 im Alter von 70 Jahren (endlich) ihr Coming-Out feiern konnten. Sein Partner Röbi ist mittlerweile verstorben, so wehrt sich der 93-jährige Ernst heute alleine gegen den Subventionsentscheid der Stadt.

Es ist also wieder soweit: Die Stadt Zürich diskriminiert wieder. Nicht mehr. Nicht weniger. Nicht mehr plump mit polizeilicher Verfolgung. Nicht mehr brachial. Sondern subtil. Fein strangulieren Ermächtigte jene Kultur, die ihnen nicht passt.

Das müssen Alte und Nichtgendernde erkennen. Denn es ist Altersdiskriminierung, die sich hier breit macht. Diskriminierung älterer Menschen. Diskriminierung altbewährter Werte. Egal, ob sie wertvoll sind oder nicht. Egal, ob gegen Homos oder andere.

Ohnmacht würde sich breit und sie würde traurig und wütend machen. Aber Ernst wehrt sich, trotz seines hohen Alters. Denn er weiss, was wahre Diskriminierung bedeutet.

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(c) 2015: Mendrisio, Kanton Tessin, Schweiz, Foto: Maurizio Vogrig.

 

Seit 2018 Chief Editor, Mitbegründer, Verwaltungsrat und Teilhaber von smartmyway, Autor, Coach, Mentor und Berater. Vorher als Geschäftsführer von Media Markt E-Commerce AG, Media Markt Basel AG, Microspot AG sowie in den Geschäftsleitungen von Interdiscount AG und NCR (Schweiz) AG tätig.

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